Törnberichte

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St.Lawrence-Strom

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Wie die Zeit vergeht! Schon darf ich dir wieder von unseren Erlebnissen berichten, die sich in den letzten Wochen ereignet haben.

Nach der Ferienstimmung inmitten der wunderschönen Inselwelt am Anfang des St. Lawrence Stroms war wieder mal Arbeiten angesagt. Die kommenden Tage müssen wir einige wirklich grosse Schleusen passieren, die nicht nur Freizeitschiffe, sondern auch riesige Frachter von der Höhe des Ontariosees auf Meereshöhe hinunterbringen.

Wie froh sind wir um die Anwesenheit unserer Familienmitglieder und das Zusammenspiel dieser ganzen Crew, vor allem in der einen etwas prekären Situation. Stell dir das folgendermassen vor: wir fahren in eine Schleuse ein. Der Schleusenwärter weisst jedem Schiff einen Platz zu und übergibt der Crew zwei Leinen, die oben am Schleusenrand befestigt sind. Wir selber halten Samuri mit diesen Leinen am Bug und am Heck während des Sinkprozesses in der Schleuse stabil, geben natürlich immer etwas Leine nach, weil sich ja der Wasserspiegel senkt. Plötzlich reisst die Heckleine wegen einer einfallenden Böe und unser Schiff driftet durch die Strömung des Wassers und dem herrschenden Wind in der Schleuse mit dem Heck Richtung gegenüberliegende Wand. Folgende Kettenreaktionen laufen innert Sekunden ab: ich lasse einen Schrei los, Christian rennt, schaltet den Motor ein und hält das Heck in Schach, Irène hält mit ganzer Kraft die Bugleine, Sören schreit nach einer neuen Leine, der Schleusenwärter wirft, Dario hechtet und fängt, ich binde wieder an. Uff! Gerettet! Wir sind doch wahrhaftig ein Dreamteam!

Der St.Lawrence Strom ist nicht ohne. Der kann ja ganz kräftig ziehen. Die Motoren unserer Samuri kommen bei der Einfahrt nach Montreal gegen die ziehenden 5 Knoten recht ins Pusten. Die Skyline der Stadt finden wir nicht umwerfend. Beim Erkunden der Stadt entdecken wir aber schnell den Charme dieser Metropole. Schon der erste Eindruck erinnert uns an Frankreich. Strassenmusikanten lassen uns leise Melodien mitsummen, und gerne schauen wir über die Schultern der Portraitmaler, die in klassischem oder Karikatur-Stil innert Minuten die menschlichen Gesichtszüge ihrer Models aufs Papier kritzeln. Die kleinen Läden mit allerlei Souvenirs oder die zahlreichen Gallerien bereichern neben unzähligen Beizli die Gassen der Altstadt.

Eine Stadttour mit unserer Reiseführerin Irène bringt uns die Geschichte Montreals näher. Was uns so fasziniert ist die „Unterwelt“. Es gibt hier 1800 Geschäfte unter dem Boden. Im Winter können die Menschen im T-Shirt von zuhause aus mit der Metro ins Zentrum fahren und haben einen direkten Zugang zu ihrem Arbeitsort oder zum Einkaufen. Sie müssen also nie durch die eisige Kälte.

Ganz spontan kommen wir in den Genuss eines Openairkonzerts der besonderen Klasse. Es ist Tradition, dass das Symphonie Orchester von Montreal im Olympischen Park der Stadt freie Konzerte gibt. Das heutige Motto ist „The Americas“. So lauschen wir unter freiem Sternenhimmel im Gras liegend den fantastischen Klängen der Musiker und hören Auszüge aus den Werken von Gershwin (an American in Paris), Bernstein (West Side Story) und Dvoràk (die neue Welt).

Das war ein unvergesslicher Höhepunkt und zugleich Sörens Abschiedsabend. Seine Zeit mit uns ist leider zu ende; es gibt hoffentlich ein baldiges Wiedersehen auf der Samuri!

Anderntags schauen wir uns die stilvollen Anlagen des Japanischen und Chinesischen Gartens an. Es ist ein Erlebnis, die beiden unterschiedlichen Gartengestaltungen mal eins zu eins vergleichen und fühlen zu können. Der Japanische Garten bringt uns in eine klare, eher etwas kühle, aber sehr angenehme Stille, der Chinesische Garten im Gegensatz weckt Lebhaftigkeit und Kommunikation.

1. August, Schweizer Nationaltag. So gegen Mittag sagen wir Irène und Dario adieu, sie fliegen von Montreal heimwärts. Es ist einmal mehr ein trauriger Moment des Abschieds, der seinen Raum und seine Zeit zur Verarbeitung braucht. Die wieder auf zwei Personen reduzierte Crew stösst nichts desto trotz am Abend bei rotem Kerzenlicht auf das Schweizerland an.

Unsere Reise führt immer noch weiter Richtung Norden. Unser nächstes Ziel ist Québec. Christian studiert minuziös die Strömung des St.Lawrence, berechnet die Tide und kristallisiert dadurch die besten Reisezeiten für uns heraus, damit wir optimal von den Gesetzen der Natur unterstützt werden. So kann es sein, dass wir an einem Morgen schon nachts um 2 Uhr losfahren, anderntags hissen wir den Anker erst gegen 11 Uhr. Also der Alltagstrott hat in dieser Beziehung noch nicht Einzug gehalten.

Wir haben ein unglaubliches Wetterglück. Heiss strahlt die Sonne bei der Einfahrt nach Québec. Schon von weit her sehen wir den märchenhaften, verträumten Bau des Fairmont Hotels, das Wahrzeichen über der Stadt. Da wir uns in einem Führer im voraus über Québec informiert haben, schlendern wir schon bald auf den Wegen des ersten vorgeschlagenen Stadtrundgangs. Und wir sind überwältigt. Es wimmelt zwar von Touristen, viele kleine Läden liegen Tür an Tür, doch die Stadt hat ihren Stil. Die Bürger stehen zu ihrer Kultur und zeigen ihre Geschichte in autarken Kleidern und Situationen in der ganzen Stadt. Die Produkte, die hier verkauft werden, sind qualitativ hochwertig und lokal angefertigt oder gewachsen. Das erleben wir erneut auf dem Handwerkermarkt und dem Gemüse- und Käsemarkt. Gegenüber der zweisprachigen Stadt Montreal wird in Québec ausschliesslich französisch gesprochen. Die frankofone Kultur ist mittlerweile so stark verwurzelt, dass wir sogar Einwohner antreffen, die kein Englisch sprechen.

Eine besondere und sehr eindrückliche Attraktion von Québec ist die all abendliche Vorstellung einer Tonbildschau auf ein sicher 500 Meter breites Lagerhaus im Hafengelände. Wie wir erfahren haben, kam die Produktion dieses Werkes zur 400-Jahr-Feier der Stadt sehr teuer zu stehen. So hat die Stadtverwaltung beschlossen, sie täglich für die Touristen abspielen zu lassen. Den Inhalt dieses Werkes haben wir zwar nur sinngemäss verstanden, doch die Grösse dieser „Leinwand“ und die ganze Installation mit den Lautsprechern über dem ganzen Hafenbecken waren doch ein imposantes Erlebnis.

Totem - dies das Motto des Cirque du Soleil. Wir hatten das Glück, zwei der letzten Tickets für die Show zu erhaschen und bewunderten drei Stunden lang den unglaublichen Mut, die feinste Präzision und die über Jahre antrainierte Fertigkeit aller Weltklassekünstler.

Reisen ist ein stetes Loslassen von schönen Orten und von Beziehungen, die sich irgendwo ergeben haben. So sagen wir auch Sylvia und Bill adieu, einem Ehepaar aus Florida, die mit ihrer selbstgebauten EOS auf dem St.Lawrence unterwegs sind.

Unser Weg führt uns immer mehr Richtung Golf St.Lawrence. Wir sehen kaum mehr das andere Ufer des Flusses, er ist so breit geworden. Die Wassertiefe kann jetzt bis 100 Meter betragen. Noch tiefer, bis 300 Meter, ist sie im Saguenay River. Hier vermischt sich das Süsswasser wieder mit dem von Norden her stossenden Salzwasser. Der riesige Parc Maritime, wie er genannt wird, weitet sich über das ganze Gebiet von Tadoussac aus und ist ein wunderschönes Naturparadies. Hier sind unzählig viele Walarten, Delphine und Robben zuhause, weil hier während den Sommermonaten sehr viel Krill wächst. Whale-Watching-Boote laufen den ganzen Tag ein und aus und bringen die Touristen dem Wunsch näher, einmal im Leben ein so imposantes Meeressäugetier abzublitzen.

Auch wir haben natürlich unsere Ferngläser bereit und geben die Illusion nicht auf, dass sich ein Wal für uns interessiert und, wenn wir mit der auf Sportfotografie eingestellten Kamera bereit sind, genau vor unserer Samuri einen Riesensprung macht und dazu natürlich noch die Luft ausbläst. So kompliziert dieser Satz klingt, so unwahrscheinlich ist es, dass wir es jemals schaffen werden, ein National Geographic Foto von einem Wal zu schiessen. Doch wir bleiben dran!

So wie die Wassertiefe wechselt, schwankt in diesem Gebiet auch die Luft- und Wassertemperatur von 6 bis 18 Grad. So flüchten wir für einen Tag in eine unberührte und warme Bucht des Saguenay Rivers und unternehmen eine dreistündige Wanderung zu einem Aussichtspunkt eines Pilgerweges. Das gibt wieder mal sicheren Boden unter die Füsse und Kontakt zu Mutter Erde. Am Ziel steht eine riesige Madonna, die über die vorbeifahrenden Schiffe wacht.

Und auch wir bitten sie, uns auf unserer Reise weiterhin so gut zu beschützen wie bis anhin.

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    Lake Ontario

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    Samuri ist wieder „die Alte“ - mit gestelltem Mast gefällt sie uns doch besser.

    Wir sind überglücklich, in Kingston Melanie und Patrik als neue Crewmitglieder an Bord zu nehmen. Ein weiterer Vorteil, unser Schokoladenvorrat ist aufgestockt :-), lieben Dank!

    Für die ersten Ferientage unserer Gäste sind Wind und höhere Wellen von vorne vorausgesagt. So wählt unser Skipper einen parallelen, geschützten Wasserarm zum Ontariosee, und wir kommen mit angenehmerer Fahrt Richtung Toronto trotzdem gut voran.

    Das Tagesziel vom 1. Juli führt uns nach Cobourg. Schon von Weitem sehen wir auf der Uferpromenade und am langen Sandstrand vergnügte Menschenmassen. Am Quai scheppert laute Musik aus den Boxen und die uralten, halb rostigen „Chilbibahnen“ rattern und knattern drauflos. Auch wir wollen den Canada-Day (Nationalfeiertag) hautnah erleben und setzen uns mit dem Dingi ans Land. Hätten wir unser Nachtessen nicht schon geplant, würden wir uns von einem Stand eine würzige Deutsche Wurst gönnen...

    Das Feuerwerk nach Einbruch der Dunkelheit ist das absolute Highlight! Samuri bietet uns dazu den besten Logenplatz, und wir erleben ein farbenprächtiges und imposantes Knall- und Lichtspiel.

    Die Skyline von Toronto, sichtbar schon aus weiter Ferne, ist mit ihrem 553 Meter hohen CN-Tower absolut spektakulär. Wir legen mit Samuri in nächster Nähe an einem Steg an, denn hier erwarten wir unseren neuen Gast, Christians Vater Sören. Müde von seiner ersten Reise nach Übersee wird er von den hektischen Eindrücken dieser mächtigen Stadt überrascht. Doch nach der ersten Nacht in einer ruhigen Bucht auf einer der vorgelagerten Inseln der Stadt und einem Morgenbad ist Sören fit für alles, was da kommen mag. So nehmen wir die Fähre nach Toronto und rasen mit dem Lift des CN-Towers in die Höhe. Auf 360 Metern verschaffen wir uns während 72 Mittagess-Minuten im Drehrestaurant einen atemberaubenden Überblick über die saubere, sichere und imposante Weltstadt.

    Bei der Überfahrt von Toronto nach Niagara-on-the-Lake erleben wir wunderschönes, leicht dunstiges Wetter. Wohin wir mitten im See auch schauen, wir sehen nur Wasser. Das gibt uns bereits das Gefühl auf hoher See zu sein. Zwischendurch erlauben wir uns eine Abkühlung im 23 Grad warmen Wasser, herrlich. Sören macht es den Jungen nach und springt am Bug vom Schiff, lässt sich von der Strömung treiben und fängt sich am Seil wieder auf, das am Heck von Samuri gespannt ist. Und das mit seinen 75 Jahren!

    Endlich stehen wir vor den weltberühmten Niagara-Fällen. Die Touristenattraktion „Maid of the Mist“ lassen wir uns nicht entgehen. Eingepackt in blaue Regenmäntel bringt uns ein Schiff sehr nahe an das tosende Wasser. Die Gischt lässt wacker regnen und zeigt uns in der Sonne in schönster Pracht den mystischen Regenbogen, von welchem die Geschichte der Niagarafälle erzählt.

    Nach einem entspannenden Regentag radeln wir bei Sonnenschein per Velo durch das blumenübersäte und farbenprächtigste Dörfchen Niagara-on-the-Lake und weiter durch verträumte Alleen und Feldwegen zu einigen Weingütern. Das ist natürlich ein absolutes „Muss“ für Melanie und Patrik, die beiden angehenden Hoteliers. Die Gegend hier ist bekannt für ihren Eiswein, den auch wir nach ein paar Degustationen von anderen Weinen zu unserem eindeutigen Favorit zählen. Aus Vernunftgründen sättigen wir uns danach in einem malerisch zwischen Weingüter gelegenen Restaurant, bevor wir uns mit den Velos auf den Heimweg machen.

    Die Rückfahrt über den See Richtung Toronto scheint vorerst ebenso gemütlich wie die Hinfahrt. Doch der Skipper schreit plötzlich „Mann über Bord“! Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten realisiert die Crew die Übungsaktion, es kommt Hektik auf und jeder verausgabt sich nach bestem Wissen. Der über Bord geworfene Schwimmring kann gerettet werden und die Nachbesprechung trägt ihren bleibenden Nutzen.

    Zurück in Toronto nehmen wir uns gerne Zeit, die Stadt auf einer Ost-West-Tour und anderntags auf einer Nord-Südtour besser kennen zu lernen. Natürlich ist die Shopping-Tour mit Melanie als absoluter Kanada Fan nicht zu vergessen!

    Die Zeit mit Melanie und Patrik vergeht so schnell. In Toronto sagen sie uns schon wieder adieu. Es bleiben uns zwei Tage, um das Schiff klar zu machen, Lebensmittel einzubunkern und dann meine Schwester Irène und ihren Sohn Dario als nächste Gäste aufzunehmen. Es ist wunderbar, so viel Familie geniessen zu dürfen.

    Sören hat sich inzwischen zum Ersatzsteuermann eingearbeitet und findet seine wahre Freude daran. Irène muss gezwungenermassen vom ersten Tag an einsatzfähig sein. Dario und ich fallen nämlich auf der welligen Rückfahrt über den Ontariosee Richtung Kingston wegen Übelkeit resp. kurzer Sommergrippe aus. Ein toller Ferienanfang für die beiden!

    Zum Glück wartet die Belohnung. Am dritten Tag segeln wir in das Gebiet der Thousand Islands. Das Wetter ist wunderschön, die unberührte Natur oder die mit kleinen Ferienhäuschen bebauten Inseln und das lockende Bad im warmen Wasser lassen die ersehnte Ferienstimmung endgültig aufkommen.

    Unser Weg führt uns weiter ins Upper Canada Village. Hier lassen wir uns eins zu eins in das Leben von 1860 zurückversetzen. Wir erleben die Dorfbewohner in ihrem Alltag und beobachten den Bäcker, Käser, Weber und Schreiner. Nach der Lektion im sehr disziplinierten Schulunterricht der 2. Klasse über die Glasherstellung sind wir sehr froh, ohne weitere Züchtigungen und sorgenfrei in unseren Alltag zurückkehren zu können.

    Ach, ist Reisen und Segeln schön!

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      New York-Kingston

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      Hier sind wir wieder. Dieser Blog erzählt dir von unserer Etappe New York - Kingston.

      Ein wenig müde von der hektischen Weltmetropole freuen wir uns auf etwas ruhigere Zeiten. Der Kühlschrank ist randvoll, damit wir die nächsten Tage ohne Landgang auskommen.
      Es ist erstaunlich, wie schnell wir wieder in der Ruhe und umgeben von der grünen Natur sind. Der Hudson River scheint sich durch die Wildnis zu schlängeln. Er kann aber zwischendurch auch gesäumt sein von den schönsten Villen mit parkähnlichen Gärten und altem Baumbestand. Mit dem Feldstecher versuche ich, etwas Privatssphäre der Bewohner zu erhaschen.

      Kaum sind wir in der ersten Bucht vor Anker, braucht unsere Samuri wieder diverse Pflege, wie zum Beispiel Dingi putzen und Segel flicken. Da die Abendtemperaturen noch nicht sehr sommerlich sind, schauen wir uns immer mal wieder einen DVD an in der warmen Stube.

      Nach drei Tagen schon erreichen wir Catskill, der kleine Ort am oberen Drittel des Hudson River. Hier ist praktisch jede Marina mit einem Kran ausgerüstet, um Masten zu legen oder wieder zu stellen. Bevor unsere Samuri an der Reihe ist, sehen wir bei einigen anderen Schiffen, wie das geht. Jeder Handgriff der Männer sitzt und der Humor untereinander ist vollkommen.

      James und sein Schwager Mike kommen extra von Whitby (Canada) angefahren, um uns beim Mastlegen zu helfen. Die Erfahrung von James ist deutlich zu sehen. Er gibt den Helfern klare Anweisungen und trotz des Regens beendet er seine Arbeit sehr professionell. Alleine hätten wir das nie geschafft!

      Unsere Reise geht für die nächsten Tage unter Motor weiter. Schon am ersten Tag passieren wir 7 Schleusen. Sie sind von 3 bis 13 Meter hoch. An den schmierigen Wänden hängen schlammige Trossen, an welchen wir uns, mit Gummihandschuhen ausgerüstet, halten und uns gegen den Strömungsdruck des ein- oder ausfliessenden Wassers wehren. Das gibt „Muckis“!

      Durch die vielen Schleusen steigen wir im Eriekanal täglich an, bis wir schlussendlich nach dem 20. Lock auf 128m über Meer sind.
      Vor oder nach den Schleusen gibt es jeweils sogenannte Freedocks. Da dürfen Kanalreisende anlegen und die Nacht verbringen, weil im schmalen Kanal Ankerverbot herrscht.

      Es gibt keine Strömung, hat wenig oder kein Wind. Der Kapitän nutzt diese optimalen Bedingungen aus und übt mit seiner Crew, sprich mit mir, An- und Ablegemanöver. Ich werde gefordert, kann aber schlussendlich die Ein- und Ausfahrt der Schleusen übernehmen.

      In Rome besichtigen wir ein altes Fort und bekommen von den vielen Angestellten eine ausführliche Einführung in die Geschichte der USA und ins Leben der damaligen Zeit der Bewohner des Forts. Die authentisch gekleideten Betreuer identifizieren sich unglaublich stark mit den Leuten der damaligen Zeit.

      Im Lake Oneida nehmen wir bei 23 Grad das erste Bad. Ich zum Vergnügen, Christian hingegen schruppt mit einem Metallhandschuh die Seepocken vom Unterwasserschiff weg. Eine strenge Arbeit, die sich aber sehr lohnt, weil Samuri dadurch bis zu einem Knoten an Fahrt gewinnen kann.

      Unsere Reise führt uns zu einem Heimwehplätzchen. Es liegt am Waldrand, es riecht nach Tannen und Moosboden, ein kleines Feuer brennt, wir liegen im Süsswasser und es hat Hügel um uns herum. Tönt das nicht ein bisschen nach Schweiz?
      Am anderen Morgen herrscht strahlender Sonnenschein. Wir erleben ein „tierisches“ Frühstück. Zuerst saugen wir mit dem Staubsauger hunderte kleiner Mücken ein, die sich im Cockpit über Nacht angesiedelt haben. Dann raschelt es immer wieder im Wasser. Erst der Feldstecher entlarvt den Biber am gegenüberliegenden Ufer. Er kriecht ans Land und putzt sich eine ganze Weile genüsslich den Kopf und seinen Fettbauch. Während wir ihm zuschauen, schlängelt eine Wasserschlange vorbei. Dann ein Motorschiff und die Idylle ist vorbei...

      Beim nächsten Übernachtungsplatz putze ich mit einem Wundermittel die teebraunen Rümpfe der Samuri. Schlussendlich erwarten wir bald die ersten Gäste, und so soll unser Zuhause doch in strahlendem Glanz erscheinen.

      Nachdem wir die letzten Schleusen des Oswegokanals passiert haben, kommen wir nach Oswego, unserer letzten Station in den USA. Die Kanalfahrt ist zu Ende. Hier klarieren wir aus und überqueren in einem Tag den Ontariosee. Mit gehisster gelber Flagge fahren wir in Kingston / Kanada ein. Sie ist das Zeichen, dass wir noch nicht angemeldet sind. Christian als Schiffskapitän darf als einziger das Schiff verlassen und muss sich und seine Crew auf der Behörde anmelden. Er hat auf dem Einklarierungsbüro einen so guten Eindruck hinterlassen, dass er freudenstrahlend zurück kommt und postwendend die gelbe Flagge einzieht. Glück gehabt, wir haben den Stempel im Pass ohne Schiffskontrolle.

      In Kingston erledigen wir die letzten Putzarbeiten an unserem Schiff und Samuri glänzt und strahlt. Mit ihrem gestellten Mast ist sie wieder ein echtes Segelschiff!
      Wir sind bereit und freuen uns sehr auf unsere ersten Mitsegler Melanie und Patrik.

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        Annapolis-New York

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        Um dir das Highlight dieses Berichtes nicht lange vor zu enthalten - The Big Apple - NY City!

        Doch lass dir erzählen, welche Freuden und Hürden wir vorher geniessen oder aushalten durften.

        Nachdem Christian viele Pendenzen seiner To-do-Liste in Annapolis als erledigt betrachten konnte, sagten wir adieu. Eigentlich fällt es uns nicht so schwer, denn die Blue Angels sind bereits im Anflug zu ihrem Übungstag für die kommende Show am Wochenende...

        Da ein guter Segelwind bläst, hissen wir wieder mal das Gross und treiben ohne Motorenlärm vorwärts. Leider stimmt die Windrichtung nicht optimal, so dass wir uns unserem Ziel nicht unbedingt dem Zeitplan entsprechend nähern. So entscheiden wir uns, für einen stärkeren Schub wieder die Hilfe der Motoren in Anspruch zu nehmen, wie leider schon so oft.

        Je mehr es nach Norden geht, um so enger wird die Chesapeak Bay. Unser Wasserweg ist gesäumt von einer verwilderten Natur. Nur die ab und zu über uns fliegenden Flugzeuge erinnern uns an eine mögliche Zivilisation in der Umgebung. So erfüllen die nächsten zwei Ankerplätze die märchenhafte Vorstellung von Traumbuchten. Die herrschende Windstille ist ideal, Flickarbeiten am Segel vorzunehmen, Christian poliert den Chromstahl, fixiert Haken im Badezimmer, streicht Teile des Windgenerators und nimmt den Backofen unter die Lupe. Erfolgreich! Die erste Sonntagszüpfe gelingt bestens!

        Die verträumten Creeks gehen langsam zu Ende. Der 14 Meilen lange C&D Channel verbindet die Chesapeak Bay mit der Delaware Bay. Dieser grosse Meeresarm liebt niemand, weil er viel unterschiedliche Strömung hat und praktisch keinen einigermassen guten Ankerplatz bietet. So beschliessen auch wir, diese grosse Bucht so schnell wie möglich zu durchfahren.

        Gegen 19 Uhr erreichen wir unser Ziel, Cape May. Doch kurz vor der Hafeneinfahrt spritzt unser Adrenalin in alle nur möglichen Adern unseres Körpers. Der linke Motor von Samuri will nicht mehr einkuppeln. Der Tiefenalarm ist nur am Piepsen, weil die Wassertiefe laufend abnimmt. Und es windet und die Einfahrt ist eng. Christian gibt sein Bestes! Er muss Samuri in eine Box steuern. Samuri wird vom Wind abgetrieben, Christian muss wenden, hat aber kaum Platz. Eine Drehung an Ort mit einem Motor. Ich renne wie von einer Wespe gestochen zum Bug, gebe das Ok-Zeichen, dann wieder zum Heck, stosse an einem anderen Schiff ab, wieder nach vorne.... Christian ist ein Könner!

        Anderntags in diesem Hafen werden wir von zwei Polizisten besucht, unsere erste Kontrolle. Da grosser Wäschetag ist, setzen sich die zwei Männer mitten in die feuchte Wäsche, sprich Unterwäsche und BH‘s. Zu gerne hätte ich ein Foto gemacht....

        Cape May ist der Ausgangsort für unseren ersten Segelschlag auf offenem Meer bis ungefähr 20 Meilen vor New York. Wir rechnen mit 24 Stunden. Wind und Wetter sind perfekt vorausgesagt. So gibt es keinen Moment zu zögern, trotz meiner Unsicherheit, und es geht los.

        Bei dieser Überfahrt hofft Christian wieder einmal auf sein Fischerglück. Etwa nach zwei Stunden schon biegt sich die Rute enorm. Das muss ein Riesending sein! Er kämpft. Doch beim Einziehen bricht das Getriebe der (billigen) Ankerrolle und verheddert den Silk..... und er reisst! So ein Mist! Wir wären auch mit einem kleineren Angelgut zufrieden. Kaum gesagt, beisst wieder einer an. Auch dieser kämpft und kann sich losreissen. Ob wir das wohl eher Fischglück nennen wollen?

        Kaum planmässig in Sandy Hook geankert, prasselt ein Gewitter los. Schön, Samuri wird so richtig mit Süsswasser gewaschen.

        Der grosse Tag erwacht strahlend! Stolz fährt Samuri auf dem Hudson River Richtung New York. Wider Erwarten hat es praktisch keinen Grossschiffverkehr und es ist einfach nur zum Staunen. Wir tuckern 200m entfernt an der Freiheitsstatue vorbei, die Skyline der sieben Millionenstadt vor Augen. Es geht sicher zwei Stunden, bis wir in der 79th Street Yacht Marina festbinden.

        Die kommenden 4 Tage versuchen wir, diese unglaubliche Stadt zu beschnuppern. Wir verschaffen uns vom 102. Stock des Empire State Building einen Überblick über die Grösse, lassen uns auf dem hektischen und Menschen überfüllten Broadway von den riesigen Leuchtreklamen berieseln, erholen uns im saftig grünen Central Park bei einer Velotour, bilden uns im Natural Museum of History and Space weiter, durchstöbern Chinatown und Little Italy oder überqueren den East River auf der Brooklyn Bridge. Es verstreichen eindrückliche aber auch ermüdende Tage.

        Gerne wären wir noch länger geblieben. So sind wir glücklich, dass wir im Oktober wieder kommen.

        Auch wir werden wiederkommen, mit dem nächsten Blog, tschüss!

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          Charleston-Annapolis

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          Drei Wochen auf dem Wasser und schon könnten wir einen Roman schreiben...

          Vorab möchten wir Dir einen Hinweis geben, den Du vielleicht noch nicht bemerkt hast: wenn Du unsere Route verfolgst, siehst Du ein blaues „S“, das auf der Landkarte wandert. Du kannst es anklicken, es erscheint ein kleiner Tageskommentar.

          Am 3. Mai, morgens kurz nach 8 Uhr, werfen wir mit pochenden Herzen unsere Leinen in Charleston los Richtung Nord, Intercostal Waterway (ICW). Schon kurz darauf die erste Brücke, zum ersten Mal funken, dass sie sich öffnet, denn mit unserem 16 Meter Mast kommen wir nicht durch. Ja, der Brückenwart hat unser Englisch verstanden und er öffnet für uns. Uff, die erste Hürde ist genommen. Der Tag verstreicht ruhig, doch Segel hissen können wir nicht, das Wetter ist trüb und es weht nur schwacher Wind. Wir finden eine ruhige Bucht zum Übernachten, erstes Ankermanöver, super, der Anker hält, auch bei Windstärke 200 :-).

          Nachts um 3 Uhr Kontrolle durch den Skipper, alles i.O. Die Nacht verläuft seeehr ruhig. Kunststück, denn am Morgen sitzen wir mit dem linken Bug auf dem weichen Schlamm. Die Nacht hat die Ebbe gebracht und der deutliche Gezeitenstrom hat die Richtung gewechselt. Zum Glück bringt der Morgen die Flut wieder und somit wird Samuri gegen halb 10 Uhr wieder schwimmfähig.

          Der ICW ist ein Seeweg innerhalb der amerikanischen Küste. Er wurde in Kriegszeiten ausgebaggert, damit sich die USA durchs Landesinnere versorgen konnte und die Schiffe nicht ins offene Meer mussten. Dieser Weg wird von vielen Amerikanern rege mit ihren Schiffen genutzt.

          Oft führt der ICW durch verträumte Naturschutzgebiete, feuchte Sumpfgebiete mit Stechmücken, manchmal liegen viele Häuser mit eigenen Docks an seinen Ufern, oft ist er sehr schmal, doch er kann auch sehr offen sein, dass man fast glaubt, auf dem Meer zu sein.

          Dazu kommt, dass die Natur arbeitet und sich der Sandboden durch die Wellen verschiebt. So kann es sein, dass die Wassertiefe 4,5m oder aber nur 1,5m beträgt. Samuris Tiefenalarm scheint manchmal fast zu kollabieren. Nicht selten muss sie sich buchstäblich durch den Sand mixen. Dabei blockiert das Log (Geschwindigkeitsmesser, drehendes Rädchen), was Christian zu seiner Freude immer wieder zu einem Bade im teefarbenen Wasser einlädt!

          Morgen des 3. Reisetages. Bei dickem Nebel fahren wir los. Nachdem Samuri, 200m nach der Hafenausfahrt in scheinbar genügend tiefem Wasser einen Stein gerammt hat, dessen Geräusch uns durch Mark und Bein fährt, kehren wir postwendend in den Hafen zurück. Erneut auf dem Weg, zeigt sich bald die Sonne und die leichte Brise lässt uns zum ersten mal die Fock ausrollen, was uns doch schon mit 6 Knoten vorantreibt.

          Der Wind verzieht sich wieder und die Fock soll eingerollt werden. Da klemmt doch irgendwas. Durch das Zurückziehen der Fockrollleine wird das Kabel der Fernbedienung der Ankerwinsch mitgezogen, eingeklemmt und völlig zerquetscht. Halleluja! Fertig mit Ankern, wir laufen den nächsten Hafen an, bestellen eine neue Fernbedienung und warten auf das Päckli. Die Amerikaner sind sehr schnell und hilfsbereit. Schon zwei Tage später trifft das Ersatzteil ein und unsere Reise kann weitergehen.

          Wir haben bis jetzt auf unserem Weg nur sehr freundliche Leute kennengelernt, die offen auf uns zu kommen, die uns Tipps geben, die uns nach unserem Ziel fragen, die ihre Hilfe anbieten, die uns zu einem Glas Wein einladen, die uns von ihren Erlebnissen erzählen. Wir fühlen uns dementsprechend sicher auf unserer Samuri und haben überhaupt keine Angst.

          Unsere weiteren Tagesetappen gestalten sich etwas ruhiger. Wir durchfahren völlig abgelegene Gebiete, entdecken an den Flussufern sich sonnende Schildkröten oder beobachten Seeadler bei ihrem Nestbau auf den von Feinden sicheren Wasserzeichen. Leider sehen wir keine Alligatoren, obwohl unser Weg durch den Alligator River führt. Auch die im Führer erwähnten Braunbären schwimmen nicht im ICW.

          Das Wetter zeigt sich im Allgemeinen noch nicht sehr stabil. Wir erleben das heisseste, feuchte Sommerklima, sowie die bitter nasse Regenkälte, bei welcher ich (Evelyne) die Thermounterwäsche anziehen muss, um nicht den ganzen Tag zu schlottern. Die gewaschene Wäsche ist einmal im Nu wieder versorgt, an anderen Tagen will sie einfach nicht trocknen.

          Eine andere Sache ist der Backofen. Die ersten Guetzli sind auf der Unterseite kohlrabenschwarz, die Oberseite hätte längstens noch ein paar Minuten Backzeit vertragen. Der zweite Versuch glückt schon besser, aber von Backzeit und Temperatur beherrschen ist noch keine Rede. Also heisst es auch hier, dranbleiben und weiter Erfahrungen sammeln, so wie dies auch beim Einkaufen von uns gefordert wird. Zu Fuss mit dem „Sackcharre“ und dem Rucksack in der brütenden Hitze, mit den Velo im Dingi ans Ufer und dann zu den Läden radeln, mit dem Hafentaxi aufs Festland zum Sonntagsmarkt - das alles haben wir schon erlebt. Und wenn Christian endlich zu seinem heiss geliebten Sonntagszopf kommt, macht doch alles doppelt so viel Spass.

          Seit vier Tagen sind wir nun in Annapolis, eine belebte Stadt mit vielen Touristen und Bootsleuten. Diese Stadt ist eine Hochburg für Schiffsbesitzer. Es finden immer wieder Bootsausstellungen statt (unsere Samuri war ja im letzten Oktober an der Messe) und hier kann man alle erdenklichen Reparaturen oder Zusatzanfertigungen machen lassen. Auch Christians To-do-Liste war lang, doch in der Zwischenzeit können doch einige Pendenzen als erledigt betrachtet werden.

          Ich bin sehr froh, wieder mal festen Boden unter den Füssen zu spüren und dem emsigen Treiben im Hafen zuzuschauen. Ich bin halt noch keine echte Seefrau geworden in diesen letzten drei Wochen. Im nächsten Blog kann ich dir diesbezüglich vielleicht schon von ersten Fortschritten berichten...

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