Törnberichte

New York-Kingston

  • Freitag, 2. Juli 2010
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Hier sind wir wieder. Dieser Blog erzählt dir von unserer Etappe New York - Kingston.

Ein wenig müde von der hektischen Weltmetropole freuen wir uns auf etwas ruhigere Zeiten. Der Kühlschrank ist randvoll, damit wir die nächsten Tage ohne Landgang auskommen.
Es ist erstaunlich, wie schnell wir wieder in der Ruhe und umgeben von der grünen Natur sind. Der Hudson River scheint sich durch die Wildnis zu schlängeln. Er kann aber zwischendurch auch gesäumt sein von den schönsten Villen mit parkähnlichen Gärten und altem Baumbestand. Mit dem Feldstecher versuche ich, etwas Privatssphäre der Bewohner zu erhaschen.

Kaum sind wir in der ersten Bucht vor Anker, braucht unsere Samuri wieder diverse Pflege, wie zum Beispiel Dingi putzen und Segel flicken. Da die Abendtemperaturen noch nicht sehr sommerlich sind, schauen wir uns immer mal wieder einen DVD an in der warmen Stube.

Nach drei Tagen schon erreichen wir Catskill, der kleine Ort am oberen Drittel des Hudson River. Hier ist praktisch jede Marina mit einem Kran ausgerüstet, um Masten zu legen oder wieder zu stellen. Bevor unsere Samuri an der Reihe ist, sehen wir bei einigen anderen Schiffen, wie das geht. Jeder Handgriff der Männer sitzt und der Humor untereinander ist vollkommen.

James und sein Schwager Mike kommen extra von Whitby (Canada) angefahren, um uns beim Mastlegen zu helfen. Die Erfahrung von James ist deutlich zu sehen. Er gibt den Helfern klare Anweisungen und trotz des Regens beendet er seine Arbeit sehr professionell. Alleine hätten wir das nie geschafft!

Unsere Reise geht für die nächsten Tage unter Motor weiter. Schon am ersten Tag passieren wir 7 Schleusen. Sie sind von 3 bis 13 Meter hoch. An den schmierigen Wänden hängen schlammige Trossen, an welchen wir uns, mit Gummihandschuhen ausgerüstet, halten und uns gegen den Strömungsdruck des ein- oder ausfliessenden Wassers wehren. Das gibt „Muckis“!

Durch die vielen Schleusen steigen wir im Eriekanal täglich an, bis wir schlussendlich nach dem 20. Lock auf 128m über Meer sind.
Vor oder nach den Schleusen gibt es jeweils sogenannte Freedocks. Da dürfen Kanalreisende anlegen und die Nacht verbringen, weil im schmalen Kanal Ankerverbot herrscht.

Es gibt keine Strömung, hat wenig oder kein Wind. Der Kapitän nutzt diese optimalen Bedingungen aus und übt mit seiner Crew, sprich mit mir, An- und Ablegemanöver. Ich werde gefordert, kann aber schlussendlich die Ein- und Ausfahrt der Schleusen übernehmen.

In Rome besichtigen wir ein altes Fort und bekommen von den vielen Angestellten eine ausführliche Einführung in die Geschichte der USA und ins Leben der damaligen Zeit der Bewohner des Forts. Die authentisch gekleideten Betreuer identifizieren sich unglaublich stark mit den Leuten der damaligen Zeit.

Im Lake Oneida nehmen wir bei 23 Grad das erste Bad. Ich zum Vergnügen, Christian hingegen schruppt mit einem Metallhandschuh die Seepocken vom Unterwasserschiff weg. Eine strenge Arbeit, die sich aber sehr lohnt, weil Samuri dadurch bis zu einem Knoten an Fahrt gewinnen kann.

Unsere Reise führt uns zu einem Heimwehplätzchen. Es liegt am Waldrand, es riecht nach Tannen und Moosboden, ein kleines Feuer brennt, wir liegen im Süsswasser und es hat Hügel um uns herum. Tönt das nicht ein bisschen nach Schweiz?
Am anderen Morgen herrscht strahlender Sonnenschein. Wir erleben ein „tierisches“ Frühstück. Zuerst saugen wir mit dem Staubsauger hunderte kleiner Mücken ein, die sich im Cockpit über Nacht angesiedelt haben. Dann raschelt es immer wieder im Wasser. Erst der Feldstecher entlarvt den Biber am gegenüberliegenden Ufer. Er kriecht ans Land und putzt sich eine ganze Weile genüsslich den Kopf und seinen Fettbauch. Während wir ihm zuschauen, schlängelt eine Wasserschlange vorbei. Dann ein Motorschiff und die Idylle ist vorbei...

Beim nächsten Übernachtungsplatz putze ich mit einem Wundermittel die teebraunen Rümpfe der Samuri. Schlussendlich erwarten wir bald die ersten Gäste, und so soll unser Zuhause doch in strahlendem Glanz erscheinen.

Nachdem wir die letzten Schleusen des Oswegokanals passiert haben, kommen wir nach Oswego, unserer letzten Station in den USA. Die Kanalfahrt ist zu Ende. Hier klarieren wir aus und überqueren in einem Tag den Ontariosee. Mit gehisster gelber Flagge fahren wir in Kingston / Kanada ein. Sie ist das Zeichen, dass wir noch nicht angemeldet sind. Christian als Schiffskapitän darf als einziger das Schiff verlassen und muss sich und seine Crew auf der Behörde anmelden. Er hat auf dem Einklarierungsbüro einen so guten Eindruck hinterlassen, dass er freudenstrahlend zurück kommt und postwendend die gelbe Flagge einzieht. Glück gehabt, wir haben den Stempel im Pass ohne Schiffskontrolle.

In Kingston erledigen wir die letzten Putzarbeiten an unserem Schiff und Samuri glänzt und strahlt. Mit ihrem gestellten Mast ist sie wieder ein echtes Segelschiff!
Wir sind bereit und freuen uns sehr auf unsere ersten Mitsegler Melanie und Patrik.

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