Törnberichte

Panama-Kanal

  • Donnerstag, 29. März 2012
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Sesam öffne dich!

Vor unseren Augen öffnet sich das grösste und höchste Tor der Miraflores-Schleuse. Mit uns werden ein riesiger Frachter und die schwindelerregende Menge von etwa 88 Mio. Liter Süsswasser in den Ozean entlassen. Wir sind im Pazifik!

Wir sind um ein gewaltiges Ereignis reicher. In diesem neuen Blog erfährst du mehr  darüber. 

Wenn du mich vor ein paar Jahren gefragt hättest, wie ich mir den Panamakanal vorstelle, dann hätte ich dir etwa folgende Antwort gegeben: es ist ein langer, schmaler Kanal, der von Frachtschiffen passiert werden kann, der durch Mittelamerika führt und der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. 
Was wirklich Fakt ist und zusätzlich noch ein paar Daten über die Geschichte dieses gigantischen Bauwerks habe ich hier zusammengefasst.

Schon im Jahre 1524 beauftragte König Charles V von Spanien die Machbarkeit eines Wasserweges durch den Isthmus zu prüfen. 
Während des 16. und 17. Jahrhunderts wurde nämlich die gepflasterte Camino Real Strasse über den Isthmus von den Spaniern als Transportweg benutzt, um das gestohlene Gold von Peru nach Spanien zu bringen. Weil zunehmend Piratenattacken stattfanden, wurde das kostbare Gut mehr und mehr ums Kap Horn geschifft, was natürlich wesentlich umständlicher war.

Erst im Jahre 1878 erhielt Frankreich ein Baurecht von Kolumbien und begann 1881, den dichten Dschungel und die Berge des Isthmus zu durchbrechen, unter der Regie von Ferdinand-Marie de Lesseps, der erfolgreiche Erbauer des Suezkanals. Doch schon im Jahre 1889 ging das Projekt bankrott.

Im Jahre 1903 erpressten sich die USA von Frankreich durch korrupte Machenschaften das Baurecht. Der Bau ging 1914 weiter. So wurde der Panamakanal endgültig durch den engsten und tiefsten Bergrücken des langen Isthmus gehauen. Durch den Rio Chagres und das sogenannte Gaillard Cut wird ein 14 km langer Schnitt durch den Schiefer gehauen und der Gatun Staudamm errichtet. Zur Zeit des Baus war der Staudamm der grösste von Menschenhand erbaute Damm, der grösste künstliche See und überhaupt das grösste Betonbauwerk der Welt. Der Preis aber war hoch, forderte der Bau doch mehrere tausend Menschenleben.

Seit fast 100 Jahren ist der Panamakanal 24 Stunden täglich in Betrieb, 365 Tage im Jahr. Das insgesamt 80 km lange System verbindet den Atlantik von Cristobal mit Balboa, Panama City, dem Pazifik. Pro Jahr werden 15‘000 Schiffe geschleust. Weltweit wird ein Neubau eines Frachtschiffes, das den Panamakanal durchqueren will, der Grösse der Schleusen angepasst. 

Die Einfahrt zum eigentlichen Kanal vom Atlantik her ist 10 km lang und 150 Meter breit. Dann folgen die 3 Gatun-Schleusen. Sie sind alle miteinander verbunden. Jede Schleusenkammer ist 33,5 m breit und 305 m lang. Das ganze System zusammen ist 2 km lang. Sie heben die Schiffe insgesamt 26 Meter an.
Oben angelangt, wird ein Schiff in den Gatun Stausee entlassen. Die 51km über den See legt jedes Schiff im ausgebaggerten Kanal mit Motor zurück, bis es die 3 Schleusen auf der Pazifikseite erreicht. Diese liegen getrennt voneinander innerhalb von 1,6 km. Die erste Schleuse ist das Pedro Miquel-Lock. Es führt in den kleinen Miraflores See, nach dessen Überquerung die zwei zusammenhängenden Miraflores-Schleusen folgen. Hier sind die zwei Webcams installiert, durch welche wir unser „Dreierpäckli“ selber auf dem Laptop beobachten konnten. 

Wie du sicher gehört hast, wird der Panamakanal zur Zeit vergrössert. Für über 5,25 Milliarden Dollar werden zwei neue Schleusen gebaut, die neu 55 Meter breit und 427 Meter lang werden. Dementsprechend können noch grössere Schiffe geschleust werden, die wie bis heute nicht nur 4000, sondern neu bis zu 10‘000 Container fassen können. 
Ziel ist, dass der neue Kanal zum 100-sten Jahrestag, also im August 2014, eröffnet werden kann. 

Dieses gewaltige Bauwerk haben wir am Donnerstag, den 23. Februar passiert. Unser aufregendes Schleusungs-Prozedere kannst du schrittweise in der Fotogalerie mitverfolgen. Christian hat mit Bild und Wort so gut dokumentiert, dass sich ein zusätzlicher Text dazu erübrigt.

Der Ankerplatz vor Panama-City ist mühsam rollig und schmutzig. So bleiben wir nur die nötigen Tage vor Anker in Panama-City, bis wir unsere Nahrungsmittel aufgestockt, den nötigen Diesel getankt und Wäsche gemacht haben und Samuri somit bereit für die Weiterfahrt ist. 

Wir segeln zu den Las Perlas Inseln, die nicht viel zu bieten haben. Doch sie ermöglichen uns ein paar Tage Ruhe vor dem Abenteuer unserer ersten Langfahrt. 

Anker auf für die Fahrt nach Galapagos. Wir verlassen die Las Perlas am Donnerstagnachmittag, den 8. März. Die Wind- und Wetterverhältnisse sind optimal, wir rauschen mit 8 Knoten dahin. Es macht richtig Spass, denn die Wellen sind sehr moderat. So langsam nachtet es ein und wir beginnen die erste Wache. Ich lege mich schon um 19 Uhr aufs Ohr, Christian segelt glücklich in die Nacht hinein. Um 22.30 Uhr werde ich geweckt. Für die nächsten dreieinhalb Stunden sitze ich im Cockpit und übernehme die Verantwortung. Christian gönnt sich seine wohlverdiente Ruhe. 

Es dauert ungefähr zwei Tage, bis wir uns an den neuen Schlaf- und Wachrhythmus gewöhnt haben. Die anfängliche Dauermüdigkeit legt sich. Schön ist, dass wir trotz der ständigen Wachablösung gemeinsame Mahlzeiten geniessen können und nicht total aneinander vorbei leben. 
Christian kann die Zeit seiner Schicht sehr gut nutzen. Er liest, schaut Filme, schreibt Mails, kocht, repariert und so weiter. Ich hingegen bin auf Hörbücher oder Hör-Podcasts  angewiesen. Auch nach ein paar Tagen bin ich leider noch nicht ganz seefest geworden. Aber ich gebe noch nicht auf. Dieses Jahr stehen ja noch längere Segelabschnitte an....

Die Tage vergehen relativ schnell. Wir haben jedoch immer weniger Wind und der Zähler der Seemeilen klettert nur langsam höher. Insgesamt müssen wir 860 Seemeilen zurück legen. Zwischendurch herrscht absolute Flaute, wir nehmen den Motor zu Hilfe. 
Flaute in dieser Gegend, die Kalmen oder auch Rossbreiten genannt werden, sind absolut normal. Früher, als die Segelschiffe noch keine Motoren hatten, war diese Gegend gefürchtet. Manch ein Schiff blieb tage- oder wochenlang in der Flaute gefangen, was für die Besatzung bei der hier herrschenden Hitze äusserst strapaziös war. Mitunter war das der Auslöser für Meutereien oder man musste in der Not Pferde, die für die Kolonien gedacht waren schlachten oder gar über Bord werfen. Daher rührt der Name „Rossbreiten“.
Uns ist Neptun jedoch gnädig und schiebt uns während der ganzen Strecke mit ein bis zwei Knoten Strom vorwärts.

Es gibt viel zu feiern. Am 11. März nachts um 2 Uhr wecke ich Christian mit Gesang. Im Gugelhopf stecken Geburtstagskerzli und Gschänkli gibt es auch. Doch die Wache schenke ich ihm trotz seines grossen Tages nicht.

Schon knallt der nächste Korken. Doch diesmal bekommt Neptun den ersten Schluck. Am 14. März genau um 06:04 Uhr überqueren wir den Äquator. Wie sind wir froh, dass wir die Äquatortaufe auf unsere Weise feiern dürfen und nicht nach altem Seemannsbrauch...
Wie es nämlich zu und her gehen könnte, kannst du auf dem folgenden Link nachlesen, wenn du Lust dazu hast:  www.w-roedle.de/equator/equator.htm.

Nach sechseinhalb Tagen fahren wir frühmorgens voller Erwartungen im Hafen der Insel San Cristobal ein. Mit unserem Agenten Riccardo ist das Einklarieren eine Sache von einer Stunde. Drollige Seelöwen und Fisch fangende Pelikane lenken uns immer wieder von unserem kräftigenden Frühstück ab. 

Wie drollig wir sie wirklich finden, kannst du in unserem nächsten Blog über die Galapagos-Inseln nachlesen.

Wir wünschen dir frohe Ostern und viel Glück beim Eier suchen. Herzlichste Grüsse

Evelyne und Christian

1 Kommentar(e):

  • Susanna
  • Donnerstag, 29. März 2012
  • 19:13

DANKE

Hallo Ihr Lieben Jeden Blog habe ich mit Freude gelesen und so eure Reise stets mit Spannung virtuell begleitet. Diesen letzten Blog(Panama Kanal)hat mehr als einmal "Hühnerhaut" ausgelöst, sei es beim Betrachten dieser eindrücklichen Bilder oder beim Lesen von euren spannenden Texten. Wenn ich heute daran denke, dass ich vor 3 Monaten selber auf der Terrasse bei der Miraflores Schleuse stand und diesem Schauspiel der extra Klasse zu schauen durfte!!!...............Naja, es war wunderbar mit euch und bei euch und wir kommen sicher wieder! Doch vorerst geniesst noch das Paradies auf den Galapagos, bis ihr wieder aufbrechen dürft zum nächsten grooooooooooooossssen Schlag. Meine guten Gedanken begleiten euch weiter - macheds witer guet ? und vili Grües us der Heimat Susanna

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