Törnberichte

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Bahamas zweiter Teil

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In zwei Tagen dürfen wir die nächsten Gäste erwarten - so lautet der Schlusssatz des letzten Blogs. Und hier sind sie - Claudia und Jean-Claude. Welcome on bord!

Wir liegen vor Anker in der gegenüberliegenden Bucht von Georgetown, der Hauptstadt der Great Exumas unter etwa 300 Ankerliegern. Wir alle zusammen bilden ein Dorf auf dem Wasser, die Segelschiffe sind die Häuschen. Es gibt sehr viele Amerikaner und Kanadier, die über die Wintermonate in die warmen Bahamas flüchten, ihr Boot ankern und ihre Ferien hier vor Georgetown verbringen. Jährlich wiederkehrende Seeleute lieben ihren Stamm-Ankerplatz, manchmal kämpfen sie sogar darum.
Die Situation ist durchaus vergleichbar mit einem Campingplatz in der Schweiz, in welchem jahrein jahraus die selben Wohnwagen stehen, die als Ferienhäuschen dienen.

Good morning Georgetown!! So tönt es jeden Morgen pünktlich um 8 Uhr lautstark und energiegeladen aus dem Funk. Das Dorf lebt seine Gemeinschaft. Zuerst hören wir die Wetterprognosen, dann ist das Netz frei für geschäftliche Annoncen, danach werden sportliche und spielerische Aktivitäten verkündet, für die nächsten Minuten ist die Leitung offen für alle, die einen Dienst anbieten können oder diejenigen, die Hilfe irgendeiner Art benötigen, zum Beispiel ein Ersatzteil für ein technisches Gerät suchen. Und zu guter Letzt werden die wenigen Neuankömmlinge begrüsst und Weitersegler verabschiedet.

Unsere Freunde haben sich erstaunlich schnell auf dem Wasser eingelebt. Wir wagen die erste Segeletappe auf offenem Meer, die sie problemlos wegstecken. Wir sind am Ziel, Samuri ist das einzige Schiff in der Bucht, wie so oft in den folgenden Tagen. Das türkisblaue Wasser mit seinen inzwischen 25 Grad lädt zum ausgiebigen Bade. Dabei lohnt es sich, immer erst nach einem prüfenden Blick ins Wasser zu gehen oder auf den Grund zu stehen. Sehr oft nämlich tarnen sich Stachelrochen im Sand zum Ausruhen. Oder nicht selten erkundet ein dunkler Nurse Shark die Umgebung unserer Samuri. Ein Fehltritt wäre für Mensch und Tier sicherlich recht erschreckend.

Ein Besuch im Marine Research Center von den Bahamas gibt uns einen Überblick über die vielfältigen Forschungsarbeiten über Fische und Korallen, die hier betrieben werden, um den beängstigenden Zustand beider Arten zu stoppen und/oder für die kommenden Generationen zu erhalten und wieder aufzubauen. Wir bewundern den Forschungsleiter, der sich mit sehr viel Herzblut und Engagement für sein geliebtes Geburtsland einsetzt.

Das Meer ist unruhig und Christian hat den besten Ankerplatz der Umgebung gefunden, um uns eine ruhige Nacht bieten zu können. Dieser liegt in einem kleinen See, dessen Zugang künstlich ausgebaggert werden musste. Der Haken an der ganzen Geschichte ist leider der, dass die Insel in Privatbesitz ist. Trotz der Hinweistafel wagen wir es, neben einem anderen Schiff zu ankern.
Es soll nicht sein. Schon nach kurzer Zeit nähert sich uns ein Motorboot, dessen Insassen uns höflich bitten, den See zu verlassen, was wir natürlich umgehend tun. Sehe ich da nicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit David Copperfield?
Erst im Nachhinein erfahren wir, dass die Insel wirklich diesem weltbekannten Magier gehört. Es muss ihn also doch gewesen sein.
Hätte ich mehr Mut gehabt, hätte ich ihm den Vorschlag gemacht, unsere Samuri doch einfach wegzuzaubern.... Wer ist im Nachhinein nicht immer gescheiter?

Ein Landgang auf einer kleinen Insel führt uns zu JR. Er preist sich als den besten Schnitzer der Bahamas an und lädt uns ein, besser gesagt, zieht uns in sein Atelier. Damit du dir nicht weiss was vorstellst: es ist eine alte kleine Hütte, umgeben von einigen verwilderten Pflanzen. Im Innern hat es vielleicht drei Tablare, auf welchen etwa zwölf aus Holz geschnitzte Eulen in verschiedenen Grössen stehen. JR rühmt seine Kunst als Gottes Werk, denn Gott hat jedes Holzstück einmalig wachsen lassen. Somit ist jede einzelne Eule ein Unikat. Obwohl JR leicht angetrunken scheint, fällt es uns schwer, dem recht aufdringlichen „Künstler“ einen Kauf abzuwehren. Und so begleitet uns die Eule, die für Weisheit und Wissen steht, auf unserem weiteren Weg.

Claudia und Jean-Claude lieben das Spielen, was Christian ermuntert, sich doch mal einer abendlichen Spielrunde anzuschliessen. Wir treffen auf geübte Spieler, wir werden von unseren Freunden hart gefordert und haben Mühe, beim ABC Drs3 Spiel mitzuhalten. Ich hoffe, dass dies meinem Liebsten nicht schon wieder allen Spielmut geraubt hat.

Wie schön ist es, vor dem Schlafengehen nach draussen zu gehen und den Sternenhimmel zu betrachten. Weit weg von jeglichen Lichtquellen erscheint das Sternenmeer viel reicher, intensiver und imposanter. Das Firmament lässt uns einfach nur staunen. So oft flitzt eine Sternschnuppe vorbei und lockt aus tiefster Seele einen geheimen Wunsch hervor, den jeder für sich alleine in Stille ins Universum abschickt.

Ein Crewwechsel steht an. Claudia und Jean-Claude reisen mit unvergesslichen Eindrücken von den Bahamas heimwärts, Denise und Guido steigen zwei Tage später in Georgetown auf.

Zu unserem und ihrem Glück ist auch die neue Crew seefest . So macht doch das Segeln viel mehr Spass und dem vollen Genuss der Ferien steht nichts im Wege.
Christian hat für die neuen Gäste eine andere Route erarbeitet. Ich will dir unbedingt von zwei speziellen Begegnungen erzählen.

Wir sausen mit dem Dinghi zum Sandstrand einer kleinen Insel, denn wir haben gelesen, dass hier ausgewilderte Schweine leben sollen. In einem Plastiksack nehmen wir unsere gesammelten organischen Abfälle mit, man weiss ja nie. Kaum an Land, kommen mindestens drei Sauen im Galopp daher. Die eine ist doch so unverschämt und steht mit ihren Vorderbeinen auf das Dinghi. Christian kann gerade noch den Sack mit den Leckereien öffnen und die Früchteresten in den Sand werfen. Diese Sau wäre im Stande gewesen und hätte ihre Wenigkeit voll ins Beiboot gesetzt. Denise hat vollen Respekt vor soviel Tier und flüchtet zu ihrer Rettung ins Wasser. Schöne Illusion! Die Sau wackelt hinterher und fischt mit ihrem Kopf zum Glück nicht nach dem Fuss von Denise, sondern nach einer Kartoffel.
Die Resten sind verzehrt, die Begrüssungszeremonie zu ende und die Muttersauen gehen zum Alltag über. Die eine legt sich zum Schläfchen unter die Büsche, die andere muss sich um den Nachwuchs kümmern, der anscheinend auch nach Nahrung fragt.

Eine weitere Bekanntschaft mit Tieren, den Iguanas, machen wir auf einer anderen Insel, als ich im letzten Blog beschrieben habe. Diesmal sehen wir zwölf dieser Urtiere auf einmal. Sie zeigen überhaupt keine Scheu, nähern sich uns unverfroren und sind es sich anscheinend gewohnt, von den Touristen mitgebrachtes Futter aus deren Händen zu fressen. Aus Respekt werfen wir unsere Ananasresten in den Sand, etwas müssen die Tiere für die süssen Happen ja auch noch tun.

Ein spannendes Schnorchelerlebnis möchte ich noch anfügen. Wir fahren mit dem Dinghi zu einer kleinen Insel. Nur bei Ebbe ist im Ufergestein ein niedriges Loch sichtbar, unter welchem wir durch schwimmen. Im Inneren eröffnet sich eine etwa 10 Meter breite Höhle mit einer Öffnung zum Himmel. Auch unterhalb des Wasserspiegels weitet sich ein Gewölbe, das mit einer reichen Fischvielfalt besiedelt ist. In diesem „Cave“ wurden vor vielen Jahren Sequenzen des James Bond Film‘s „Thunderbold“ gedreht.

Die Zeit mit unseren Freunden verfliegt im Nu. Wider Erwarten, weil in keinem der Führer beschrieben, finden wir am Ende ihrer Ferien einen wunderschönen Hafen, wie wir ihn in den USA nirgends angetroffen haben. Die Floatingdocks bieten jeglichen Luxus, die gepflegte Anlage strotzt vor Sauberkeit, das Personal ist sehr liebenswürdig und hilfsbereit, die Duschen verfügen wie in einem Spa über eigenes Shampoo und diverse Körperpflegeprodukte, Wasser, Tee und Kaffee stehen im ganzen Clubhaus zur freien Verfügung, ich kann die gesamte Wäsche in modernen Maschinen gratis waschen, in der Nähe gibt es einen grossen Supermarkt und nach den Einkäufen werden wir gratis abgeholt. Wenn wir 300 Meter spazieren gehen befinden wir uns in einem Resort und dürfen hier den Strand und den Swimmingpool mitbenutzen. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland! Und das Ganze geniessen wir für 45 US Dollar pro Nacht.

Denise und Guido gewöhnen sich hier wieder langsam an die Zivilisation und werden uns morgen nach 10 gemeinsamen Tagen voller schönen und bleibenden Erlebnisse wieder verlassen.

Für Christian und mich beginnt eine neue spannende Zeit. Wir segeln Richtung Kuba. Was uns da so alles überrascht, werden wir dir gerne im nächsten Blog berichten.

Anmerkung: wiederum durften wir einige Fotos von unseren Gästen Claudia Portmann-Caminada (CPC) und Denise Scherer verwenden. Herzlichen Dank den beiden!

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