Törnberichte

Bahamas erster Teil

  • Montag, 17. Januar 2011
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B-A-H-A-M-A-S

...und wir sitzen bei minus 10 Grad im Nebel und im „Pflotsch“, während die zwei in den Bahamas segeln...

Könnten das eben deine Gedanken gewesen sein, als du den Blogtitel gelesen hast?

Vielleicht tröstet es dich ein wenig, wenn ich dir versichere, dass auch hier das Leben seine kleinen Schattenseiten hat. Heute nämlich sitzen wir im Schiff, es windet, es ist bewölkt, zwischendurch regnet es, Samuri schwoit hin und her, schaukelt und weiss nicht, ob sie sich nach dem Wind oder den Wellen ausrichten soll. Kein Schnorcheln, kein Sonnenbad, keine Erfrischung im Wasser. Nur die „herte Cheibe“ sausen auf dem Surfbrett über die Wellen, bis es sie wieder in hohem Bogen ins Wasser schmeisst.

Mittwoch, 22. Dezember, ein wichtiger Tag! Mit einer strahlend glänzenden und frisch revidierten Samuri verlassen Christian, Melanie und ich den Hafen von Stuart. Wir können den langen Weg Richtung Bahamas gemütlich angehen. Alles läuft wunderbar. Die Motoren schnurren nur so vor sich hin. Die kommenden zwei Tage passieren wir auf dem Intercostal Waterway etliche Brücken und alle Menschen, die sich begegnen, wünschen sich jetzt schon von Herzen Merry Christmas.
Im Hafen von Fort Lauderdale feiern wir Weihnachten. Wir schmücken Samuri mit vielen roten Maschen und haben natürlich auch einen kleinen Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzli. Daran hängen viele Samichläusli aus Schweizer Schokolade
Am Weihnachtsabend kocht uns Melanie einen festlichen Schmaus und danach ist Gschänklizeit. Durch die Weihnachtsmusik kommt im Inneren der Samuri sogar richtige Weihnachtsstimmung auf, was ich mir bei diesen Temperaturen und dem Anblick des Palmenstrandes vorher nie hätte vorstellen können.

Am 25. Dezember verlassen wir die USA endgültig. Das Wetterfenster ist optimal für diese Überfahrt. Nach 12 Stunden klarieren wir auf der Insel Bimini in die Bahamas ein. Die beiden folgenden Tage bleiben wir wegen Starkwind im Hafen. Der Strandspaziergang bestätigt uns, dass wir es richtig machen. Wir alle möchten bei diesen hohen Wellen nicht auf offener See sein. Doch der Wind animiert uns zu anderweitigen Luftsprüngen und Höhenflügen (siehe Fotos). Leider spüren wir im blasenden Nordwind die Kälte, die zur Zeit an der Ostküste der USA herrscht. Die Bikinizeit lässt leider auf sich warten.

Ein besonderes Erlebnis hatten wir am 28. Dezember. Die Überfahrt nach Nassau benötigt drei Tage. Die Wassertiefe beträgt zwischen 3 und 5 Metern, die wir mit Tageslicht zurücklegen wollen. Es könnte sein, dass ein Korallenstock auf unserer Route liegt, der im Dunkeln nicht zu erkennen wäre. Gegen Abend ankern wir mitten im Meer auf der grossen Bamahas Bank, mutterseelenallein, mit einer Rundumsicht von 360 Grad nur Wasser.

Silvester feiern wir in Nassau. Wir Frauen stürzen uns ins kleine Schwarze, auch Christian putzt sich heraus und wir gönnen uns ein feines Essen „à la Thai“. Erstaunlicherweise schliessen alle Restaurants gegen 23 Uhr. So schlendern wir für das Prosit Neujahr zurück in den Hafen und werden da von zwei Feuerwerken über Nassau überrascht.

Die Stadt Nassau bietet herzlich wenig. Was sich anzuschauen lohnt ist die riesige Hotelanlage Atlantis. Hier geht es um sehen und gesehen werden. Im eigenen Hotelhafen liegen Schiffe in Millionenhöhe. Eine Nacht in der Suite kostet 38‘000 Dollar. Und unter vier Nächten geht da gar nichts.
Es mutet einen an wie ein kleines Disneyland. Zuerst wird jeder Besucher durch das Casino geschleust. Geldmaschinen rasseln, Stimmen rufen „rien ne va plus“, die Roulettescheibe rattert, Hektik unter der spielenden Menschenschar - ein ungewohnter Anblick für uns nach all der Zeit in der Ruhe der Natur. Fasziniert sind wir von den Skulpturen des Glaskünstlers Chihuly, von welchem wir in St. Petersburg bereits eine Ausstellung besucht haben.
Ein grosses Unterwasseraquarium mit einer farbigen Fischvielfalt führt uns durch das ganze Untergeschoss des künstlich angelegten Komplexes. Und zu guter Letzt schlendern wir durch die hübsch und weihnachtlich dekorierte Lädelistrasse mit zahlreichen Restaurants.

Schon steht wieder ein Crewwechsel an. Melanie muss zurückreisen, um ihre neue Arbeitsstelle in Basel anzutreten. Michael mit seinem Freund Anel und dessen Frau Elvira steigen am 2. Januar zu. Nach einem Angewöhnungstag auf dem Wasser und der kompetenten Einführung der Bordsicherheit der neuen Mitsegler durch Christian geht das Abenteuer los. Wir segeln in die Exumas.

Bei strahlendem Wetter erreichen wir unser erstes Ziel. Es ist Allens Cay. Die einzigen Inselbewohner sind hier die Iguanas. Während dieses Urtier, das auf der Stirne ein drittes Auge besitzt, vor Jahren noch die ganzen Bahamas bewohnte, leben diese leguan- ähnlichen Echsen heute nur noch auf wenigen Inseln und sind geschützt. Sie wurden von den Einheimischen zu oft gejagt und als Grillfleisch verwendet.

Die folgenden Tage gestalten sich als richtige Ferientage. Meistens legen wir am Morgen bei moderatem Wind eine kurze Segelstrecke zurück, um bei einer nächsten Insel zu ankern. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang geniessen wir mit Sonnenbaden, Schwimmen oder Schnorcheln. Es gibt immer wieder kleine Riffe, in welchen farbige Korallen wachsen und sich kleine Fische tummeln. Oft fahren die drei Jungen mit dem Dinghi los und erkunden die Umgebung oder sie unterhalten sich lachend bei diversen Spielen.

Christian nutzt diese Zeit für den Unterhalt des Schiffes, ich lebe meine Kreativität in der Küche beim Kochen oder Backen aus. Zu Michaels Geburtstag am 6. Januar gibt es Schokoladenkuchen, früh am Morgen mit Gesang im Bett serviert.

Auch diese Woche zieht ein kleines Tiefdruckgebiet über uns hinweg. Wir bleiben daher für drei Nächte in der selben Bucht und müssen unangenehme Seitenwellen in Kauf nehmen. Doch mit einer so positiv aufgestellten Crew meistern wir das bestens.

Die Ferien von Michael, Anel und Elvira neigen sich schon wieder dem Ende entgegen. Die Strecke bis George Town legen wir in bis 1800m Wassertiefe zurück und haben dabei das Glück, einen Barracuda zu fangen, der am Abend natürlich auf dem Grill landet.

Es ist deutlich zu spüren, dass wir uns mehr und mehr von der uns gewohnten Zivilisation entfernen. Der Hafen in George Town ist sehr primitiv, die Einkaufsmöglichkeiten sehr beschränkt und der Standart der Häuser oder Restaurants zeigt Inselcharakter.

Schon heisst es wieder Abschied nehmen, das Schiff reinigen, die Wäsche waschen, neue Lebensmittel bunkern, denn in zwei Tagen dürfen wir die nächsten Gäste empfangen.

Wir zwei, Captain und Capitana, lassen euch ganz herzlich grüssen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Inzwischen habe ich meinen Hochseeschein erhalten und bin Christian in diesem Aspekt wenigstens auf dem Papier ebenbürtig :-)!

PS: unsere Spiegelreflexkamera hat einen Defekt und weilt für unbestimmte Zeit in der Schweiz zur Reparatur. Die meisten der Fotos sind daher von unseren Gästen Melanie, Michael und Anel geschossen. Herzlichen Dank den Dreien, dass wir ihre Bilder publizieren dürfen.

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