Törnberichte

Fiji

  • Dienstag, 31. Dezember 2013
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...und hier kommt das nächste Abenteuer...

Mit der Segelfahrt von Samoa nach Fiji verlassen wir ein ursprüngliches Gebiet und kommen in touristischere Gegenden. Auf den zwei grossen Inseln treffen wir auf Städte mit einigermassen moderner Infrastruktur. In der Inselgruppe der Yasawas sehen wir kleine, traditionsgebundene Dörfer und grandiose, kontrastreiche Landschaften. Doch eines nach dem anderen. 

Die Reise nach Fiji gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Anfänglich befinden wir uns auf offener See. Danach segeln wir durch unzählige vorgelagerte Inselgruppen. Vor allem nachts navigieren wir mit grösster Achtsamkeit. Die Inseln scheinen viel näher zu sein als sie es in Wirklichkeit sind. Dazu kommt, dass wir uns auf das zum Teil über hundert jährige Kartenmaterial nicht blind verlassen können. Viele Riffe sind ungenau eingezeichnet und schon so manche Yacht ist hier aufgelaufen. Seriöses Navigieren und Augapfelnavigation sind in fijianischen Gewässern ein absolutes Muss. 

Erstes Ziel ist die Insel Vanua Levu mit der Einklarierungsmöglichkeit in Savusavu. Unglaublich ist, dass wir zusammen mit zwei anderen Schweizer Yachten in die Bucht einlaufen. Und es wird noch besser. Am Ende der Woche liegen unter den ungefähr zwanzig Schiffen sieben Yachten mit Schweizerflagge. Da soll noch jemand sagen, wir Schweizer seien kein unternehmungslustiges Völkli. 
Wir freuen uns sehr über die lang ersehnte Bekanntschaft mit Yvonne und Bruno von der CH-Segelyacht Momo. Wir haben ihre Reise der letzten 12 Jahre auf ihrem Blog mitverfolgt, doch unsere Wege kreuzen sich erst hier in Fiji.
Der Eindruck von Vanua Levu ist und bleibt regnerisch. Wir haben buchstäblich 14 Tage kühles Miesewetter. So verzichten wir auf jegliche geplanten Ausflüge auf dem Festland und geniessen statt dessen den Kontakt mit unseren Landsleuten. Wir Frauen besuchen regelmässig Yoga-Tanz-Kurse, die von einer Brasilianerin geleitet werden und dementsprechend feurig sind, während sich die Männer in der Zwischenzeit über die einschlägigen Themen Technik, Reparaturen, Routen und Navigation unterhalten. Für ein paar Franken essen wir gemeinsam auswärts einheimische Spezialitäten oder die schärfere Kost beim Inder. In der Stadt selber finden wir das Nötigste wie Früchte und Gemüse, sonst gibt Savusavu nicht viel her.

Ovalau liegt östlich von Viti Levu, der grössten Insel von Fiji. Diese ruhige, scheinbar über alte Zeiten sinnierende Insel, in der Gestern und Heute zeitlos verschmelzen, ist etwas für Träumer mit Sinn für Geschichte und Geschichten. Wer eine Zeitreise in das Fiji der ersten Händler und Siedler unternehmen möchte, ist hier genau richtig.
Die Insel ist eiförmig, etwa 100km2 gross und vulkanischen Ursprungs. Sie ist umgeben von einem herrlichen Korallenriff, das viele Taucher anlockt. 
Charakteristisch für das Inselinnere ist die zerklüftete Landschaft mit den bis zu 600m ansteigenden, jedoch längst erloschenen Vulkankratern. Das wiederum ist ein Paradies für Wanderer.

Die Stadt Levuka mit ca. 3000 Einwohnern war einst Fijis Hauptstadt, bis sie 1883 nach Viti Levu verlegt wurde. Heutzutage ist kaum noch vorstellbar, dass dieses verschlafene Nest Schauplatz des Booms war, den Fiji Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte. Mehr als 50 Hotels und Kneipen reihten sich damals entlang der heute so geruhsamen Beach Street.
Die Kleinstadt hat wegen der historischen Rolle, die sie bei der Gründung des modernen Inselstaates Fiji gespielt hatte, die Anerkennung als UNESCO-Welterbe beantragt und eben erst bekommen. Beim Spaziergang der Uferpromenade entlang kommen wir an vielen, mehr als 100 Jahre alten, zum Teil liebevoll renovierten Lagerhäusern und Läden vorbei. Wir finden ein kleines Restaurant und sind mehr als erstaunt über die feine Zubereitung unseres Nachtessens. 

Trotz unstetem Wetter entschliessen wir uns für die Weiterfahrt nach Viti Levu. Die Hauptstadt Suva hat sich in den letzten Jahrzehnten zum grössten urbanen Zentrum im gesamten Südpazifik entwickelt. Eine Metropole, laut und zuweilen hektisch. Das kosmopolitische Flair kann man am Samstagmorgen auf dem Markt sehen, wenn Fijianer aus den unterschiedlichsten Regionen des Landes, Inder, Muslime und Sikhs, Chinesen, Europäer und Menschen aus anderen südpazifischen Inselstaaten hier für das Wochenende einkaufen. Es ist ein farbenfroher Markt, der grösste, den wir je gesehen haben. 

Die Stadt ist Sitz der 1968 eröffneten Universität of the South Pacific, die von 12 Inselstaaten unterhalten wird. Auch das Pacific Theological College, die Fiji School of Medicine und das Fiji Institute of Technology sind hier angesiedelt. 
Darüber hinaus verfügt Suva über einen riesigen, wirtschaftlich bedeutenden Naturhafen und Fijis zweiten internationalen Flughafen. An die koloniale Vergangenheit von Suva erinnern heute nur noch die Strassennamen und einige Gebäude der Stadt.

All diese Informationen bekommen wir während der privaten und exzellenten Stadtrundfahrt mit dem Auto von Sonia und Ross Mc Donald. Die beiden sind Tante und Onkel eines lieben Freundes von uns mit fijianischen Wurzeln. Das liebenswürdige, ältere Paar lädt uns zum Mittagessen ein und den Tee mit typischem Gebäck servieren sie uns in ihrem wunderschönen Haus in Suva. Ross führt uns durch seinen liebevoll gepflegten Orchideengarten und zeigt uns mit grosser Freude die unglaubliche Artenvielfalt. Glücklich und reich beschenkt geht für uns ein eindrücklicher Tag zu Ende. 
Am nächsten Morgen holt mich Sonia erneut ab und zeigt mir verschiedene Stoffläden. Wir zwei Frauen schwelgen in den bunten Materialien und werden zu diversen Handarbeiten inspiriert. So kehre ich am Abend mit vollen Säcken, sprich viel Arbeit, auf Samuri zurück.

Bei einem zweiten Stadtbesuch schlendern wir durch verschiedene Handwerkermärkte. Wir sind von den Holzschnitzereien, die auf verschiedenen Inseln in Familientradition hergestellt werden, so begeistert, dass wir eine kleine Kiste mit diversen Kunstwerken füllen und diese in die Heimat verschiffen lassen.

Viele Segler wählen für ihren Weg nach Westen die Nordküste der Insel Viti Levu. Wir entschliessen wir uns für die Südküste, denn wir wollen unbedingt den Tauchgang mit den Bullenhaien machen, der eine Tauchschule auf Bega anbietet. 
Die Organisatoren haben nicht zu viel versprochen. Die Fütterung dieser fetten, ungefähr dreieinhalb Meter grossen Haie ist ein wirkliches Spektakel. Wir Taucher liegen im Schutz einer kleinen Korallenwand, während die erfahrenen Führer die fetten Tiere mit einer langen Stange oder sogar von Hand mit Thunfischköpfen füttern, die sie aus einem Plastikcontainer herausfischen. Unter den Tieren ist keinerlei Hektik zu spüren. Wir fühlen uns sicher und können die Fütterung dieser graziösen Raubtiere in aller Ruhe beobachten.  

Inzwischen ist das Wetter stabil geworden. Eine genussreiche Segelfahrt mit dem Parasailor lässt uns die 50 Seemeilen zur Robison Crusoe Island richtig auskosten. Kaum angekommen, sitzen wir schon in einer mitreissenden und stimmungsvollen Show. Mit grösstem Enthusiasmus und Stolz präsentieren uns die Einheimischen ihre traditionellen Tänze, Feuertänze und die Kava-Zeremonie.
Der Feuertanz ist ein Ritual, das sowohl von Fijianern als auch von Indern, wenn auch mit einigen Unterschieden, praktiziert wird. In der fijianischen Sprache heisst es: vilavilairevo, was nichts anderes heisst, als "in den Ofen springen". Ein Feuertänzer besitzt die Kraft, ohne Schmerzen über glühende Steine zu gehen, ohne sich die Fusssohlen zu verbrennen.
Der Legende nach erwarb der Krieger Tuina Iviqualita aus dem Sawau-Clan von der Insel Beqa als erster diese Fähigkeit. Beim Fischen begegnete dem Krieger ein übernatürliches Wesen in Gestalt eines Aales. Zum Dank dafür, dass er ihn am Leben liess, übertrug dieses Wesen dem Krieger und all seinen damaligen wie zukünftigen männlichen Familienmitgliedern die Macht über das Feuer.
Während das Ritual ursprünglich nur bei besonderen Anlässen praktiziert wurde, ist seit Ende der 1950er Jahre eine zunehmende Kommerzialisierung zu beobachten. Firewalking ist heute ein wichtiger Bestandteil von Hotelshows an der Südküste Viti Levus.

Wie ich im letzten Blog versprochen habe, möchte ich hier die Kava-Zeremonie etwas ausführlicher beschreiben. 
Yaqona (Yangona ausgesprochen) ist das Nationalgetränk Fijis. Es wird aus den getrockneten und anschliessend zerkleinerten Wurzel- und Stammstücken des Pfefferstrauchs unter Wasseraufguss hergestellt. 
In voreuropäischer Zeit durften nur Oberhäupter und traditionelle Priester Yaqona trinken. Sie wurde ausschliesslich während Gebeten oder besonderen Anlässen konsumiert, bei denen die Götter um Rat und Hilfe ersucht wurden. Heute dagegen sind Familienfeste oder alltägliche Dorfabende ohne das gemeinsame Yaqona-Trinken aller Anwesenden schlicht undenkbar. 
Bei grossen Anlässen sind Zubereitung und Anbieten der Yaqona strengen Verhaltensregeln unterworfen. Meist aber wird sie in zwangloser Form getrunken. Auf Märkten sieht man häufig Männer um eine Schüssel sitzen, in Banken und Büros wird Yaqona als Erfrischungsgetränk gereicht.
Wer bei Fijianern eingeladen ist oder einen Dorfaufenthalt plant, bringt ein Bündel Yaqona-Wurzeln als Gastgeschenk mit. Das nennt sich Sevusevu. 
Während der eigentlichen Yaqona-Zeremonie sitzen die teilnehmenden Personen in einem Halbkreis. Die Männer im Schneidersitz, die Frauen mit zur Seite angewinkelten Beinen auf dem mit Matten ausgelegten Fussboden. Auf der anderen Seite der Matte befindet sich ein grosse Holzschale. Der dahinter sitzende Mann bereitet die Yaqona zu, indem er die zu Pulver gestampften Wurzelstücke in ein Tuch gibt und dieses in der mit Wasser gefüllten Holzschale presst und wringt. Hat die Flüssigkeit die gewünschte Farbe erreicht, wird eine halbe, bearbeitete Kokosnussschale gefüllt und dem ranghöchsten Teilnehmer der Runde überreicht. Wer an der Reihe ist, klatscht ein mal mit hohler Hand und sagt: Bula! Dann nimmt man das Schälchen mit beiden Händen in Empfang und leert es ohne abzusetzen. Man gibt es zurück und klatscht anschliessend drei mal.
Der Genuss der alkoholfreien Yaqona hat keine Begleiterscheinungen oder Nachwirkungen. Im Gegenteil, er ist erfrischend, entspannend und beruhigend. Allenfalls hat man nach dem Genuss einen etwas pelzigen Geschmack auf der Zunge, der jedoch rasch vergeht. 

Wir freuen uns sehr auf Melanie und Michael. Sie brechen den Rekordbesuch auf der Samuri. Schon das vierte Mal segeln sie mit uns mit. 
Morgens um sechs Uhr stehen wir als Empfangskomitee am Flughafen in Nadi bereit. Nach einem reichhaltigen Frühstück besuchen wir den grössten hinduistischen Tempel der südlichen Hemisphäre. Der wirklich sehenswerte Siva Subramaniya Swami-Tempel wurde 1994 eröffnet. Die Gläubigen geben uns Besuchern ein Wickeltuch, einen sogenannten Sulu und führen uns danach durch die farbenfrohen Gebäude. 
Danach decken wir uns am riesigen Gemüse-und Früchtemarkt für die nächsten 14 Tage ein, denn wir wissen nicht, ob es eine erneute Einkaufsmöglichkeit geben wird.
Jetzt können die Abenteuerferien losgehen. Ein kleiner Schlag bringt uns zur Inselgruppe der Mamanucas. Es sind rund 20 flache Koralleninseln, die der Westküste Viti Levus vorgelagert sind.
Hier wurde der US-Spielfilm "Cast Away" gedreht, bei uns besser bekannt unter dem Titel "Verschollen". Chick Noland, hervorragend gespielt von Tom Hanks, überlebt als einziger nach einem Flugzeugabsturz und hofft auf einer einsamen Insel vier Jahre lang auf Rettung.
Die Mamanucas bieten uns weisse, feinsandige Bilderbuchstrände, türkis und pastellgrün leuchtende Lagunen und herrliche Tauchgebiete. So wird der erste gemeinsame Tauchgang mit meinen Kindern zu einem besonderen Erlebnis. 

Unser Weg führt uns weiter nach Norden zur Inselgruppe der Yasawas. Obwohl diese zu den bekanntesten und touristischeren Inseln von Fiji gehören, finden wir ruhige Buchten, in welchen wir uns bestens ein paar Tage verweilen können. Die Ferien von Melanie und Michael werden auch für Christian und mich zu Ferien. Wir schnorcheln täglich in den wunderschönsten Korallenbänken, entdecken neue Fischarten und eine Korallenvielfalt, wie wir sie noch nirgends je gesehen haben. Wir leben in den Tag hinein und gestalten ihn nach Lust und Laune.

Nach 14 Tagen, gut erholt und vollgetankt mit Sonne, wechseln die Kinder auf den "Awesome Cat", der sie vom Norden der Yasawas in rasanter Fahrt zurück nach Nadi bringt, wo sie das Flugzeug nach Hause besteigen. Uns allen bleibt eine unvergessliche gemeinsame Zeit.
Christian und ich können uns nun zehn Tage Zeit nehmen, bis wir in der Vudapoint Marina bei Nadi unsere Reservation für einen Liegeplatz wahrnehmen müssen. Hier wird Christian auf seine Crew warten, mit denen er die Überfahrt nach Neuseeland machen wird. Ich hingegen bin am Koffer packen und freue mich sehr auf meine Heimreise.

Inzwischen sind einige Wochen vergangen. Die Crew hat Samuri sicher und ohne Probleme nach Neuseeland gesegelt. Das Schiff liegt auf dem Trockenen und Christian hat sich inzwischen auch an die kalte Schweiz gewöhnt. Der Jahreswechsel steht unmittelbar vor der Tür. 

Wir hoffen, dass ihr alle eine lichtvolle Weihnachtszeit verbringen durftet, und wir wünschen euch wundervolle Erfahrungen und unvergessliche Höhenflüge im neuen Jahr.

Herzlichst 
Evelyne und Christian

 

Anhang von Christian:

Schon Monate zuvor erhielt ich die Zusage von Annette & Harald, alt bekannten Segelfreunden und Urs, dem Vater meines Schwiegersohnes in Spe, mich auf der Überfahrt nach Neuseeland zu begleiten. 
Dieses Team, alles erfahrene Segler mit B-Schein und sogar einem Arzt (Urs) an Bord, gab mir viel Vertrauen und Sicherheit, uns und Samuri sicher nach NZ zu bringen.
Die Schwierigkeit des Törns ist, das richtige Wetterfenster zu finden. Man muss mit zirka 7-10 Tagen Segelzeit rechnen und einem Wettersystem, das in fast wöchentlicher Regelmässigkeit ein Tief aus der Tasmansee daher bringt. Die Chance, dass man früher oder später auf diesem Schlag von einer Front erwischt wird, ist somit mit grosser Wahrscheinlichkeit gegeben.

Ich fasse mich nun kurz und mache es mir einfach, indem ich die Tagesberichte der Überfahrt, welche einige von euch bereits im "aktuellen Standort" gelesen haben, wiederhole. Nach einer Wartezeit in Fiji von gut einer Woche, während der meine Crew Zeit für einige Ausflüge in der Umgebung hatte, wagten wir bei einer recht positiven Wettervorhersage den Absprung.

09.11.2013
Das erste Etmal ist 120sm. Nicht berauschend, aber o.k. Die ersten 16 Stunden mussten wir motorsegeln, dann erst setzte der Wind ein. Und wie meistens, viel mehr als angegeben. Wir kämpfen mit gerefften Segeln bei 22-25kn hart am Wind. Die Wellen sind auch schon über 2m hoch. Nicht gerade ideale Bedingungen für Samuri. Uns Männern ist es etwas seltsam im Magen, nur Annette ist quickfidel. Wir wünschen uns, dass der Wind mehr nach Ost dreht, damit etwas mehr Ruhe ins Schiff kommt.

10.11.2013:
Heutiges Etmal: 143sm. Die Nacht war stockdunkel, die Fahrt rasant und die Schläge im Schiff mehr als ungemütlich. Es ist nicht die Art von spassigem Segeln, wovon die meisten träumen. Aber meine Mannschaft hält sich tapfer und macht das beste aus der Situation. Heute gegen Mittag liess der Wind und bald darauf auch die Wellenhöhe etwas nach. Und die Sonne zeigte sich kurz durch den sonst dick verhangenen Wolkenhimmel. Dadurch stieg unsere Stimmung merklich und Tätigkeiten wie kochen, durchlüften, lesen oder auch mal ein paar Stunden ruhig schlafen wurden wieder möglich.

11.11.2013
Etmal: 129sm. Ahh, heute war unser Chill-Day, wir konnten uns alle erholen und den Ride sogar geniessen. Ein sonniger Tag und vor allem nur noch etwas mehr als 1m Welle, womit sich Samuri recht gut zurecht fand und in weichere Bewegungen überging. Dafür schleichen wir mit nur gut 5kn, da wir so hart am Wind wie möglich zu segeln versuchen, und das ist nun wirklich nicht Samuris Stärke. Die Windrichtung macht uns am meisten Sorgen. Auch für die kommenden Tage ist SE bis SSE angesagt, womit wir kaum Neuseeland direkt anlaufen können. Wenn die Vorhersagen zutreffen, müssen wir eine Wende und einen Holebug fahren, was uns sicherlich einen Tag mehr kosten würde. Hoffen wir, dass sich die Computermodelle zu unseren Gunsten täuschen. Tagesschluss-Highlight: das sehr leckere Filet im Teig von unserer Smutje Annette. 

12.11.2013
Keine Überraschung in unserem Etmal, die letzten 24 Stunden waren es wieder 129sm. Der Wind bläst leider unverändert aus SE (anstatt E) und die Wellen haben auch etwas zugelegt. Über Nacht hatten wir einen blinden Passagier an Bord: ein Tölpel setzte sich beim Bug auf die Reeling und legte bis zum Morgengrauen eine Pause ein. Lustig war ihm zuzusehen, wie er sich auf dem in den Wellen wild tanzenden Bug ausbalancierte. Das zweite Tiererlebnis bescherte uns eine grosse Delfinschule, die mit übermütigen Sprüngen auf uns zukam und uns einige Minuten begleitete.

13.11.2013
Etmal: 140sm. Gestern kurz vor Mitternacht feierten wir Bergfest. D.h. wir erreichten die Hälfte der optimal abgesteckten Wegstrecke. In der Praxis könnte es jedoch mehr werden, da wir die gewünschte Höhe am Wind kaum halten können. Der Tag begann sonnig und mit einer frischen Brise, so dass wir zwischen 7 und 8kn liefen. Leider setzt sich das nicht in gleicher Weise in Strecke um, da wir seit Tagen gegen einen starken Strom von 0.5 bis 1.5kn kämpfen. Lesen und ein wenig plaudern sind unsere Hauptbeschäftigungen. Jetzt am späten Nachmittag legt der Wind auf gegen 25kn zu und die Wellen sind steil und kurz. Samuri wird wieder zu einer bockigen Geiss und wir erahnen, dass die Nacht wohl nicht so gemütlich wird.

14.11.2013
Auch heute ein ganz ordentliches Etmal:159sm. In der Nacht ging es richtig zur Sache und noch tagsüber flogen wir oder Gegenstände durch die Luft, wenn uns eine hohe Welle eine wuchtige Breitseite verpasste. Morgen wird der Wind abnehmen und sogar etwas in die gewünschte Ost-Richtung drehen.Es ist merklich frischer geworden. Die Badehose ist definitiv den langen Hosen und dem Pullover gewichen. Ein dafür positiver Effekt macht sich bemerkbar, wenn man Richtung Süden und in den Frühsommer fährt: die Tageszeit verlängert sich. Sonnenuntergang ist erst um 19:45 Uhr, schön!

15.11.2013
Etmal: 147sm. Seit dem frühen Morgen läuft ein Motor mit, denn der Wind wird jetzt laufend bis zu unserer Ankunft abnehmen. Wir haben wieder angenehme See mit einer langgezogenen Dünung. Dazu sonniges Wetter, ja ich bin fast geneigt von Kaffee-Segeln zu sprechen. Annette, Harry & Urs haben unsere verbleibenden 4 Kokosnüsse zu Milch und Snacks verarbeitet, denn die Kiwis resp. deren Biosecurity werden uns alle Früchte, Hülsenfrüchte, Körner, alles Gemüse und Fleisch aus Angst vor Fremdorganismen, Schädlingen und Krankheiten konfiszieren. 

16.11.2013
Letztes Etmal: 123sm. Und noch besser: nur noch 110sm to go! Landfall wird, sofern uns nicht noch irgend etwas einen Streich spielt, morgen Nachmittag sein. Wir motoren ausschliesslich, da es kaum mehr Wind gibt. Die See ist glatt, teilweise fast bleiern, und wir werden von einer sanften Dünung auf und ab gehoben. Kurz vor Mitternacht versegelten wir die 1000ste Seemeile auf diesem Törn (1852km). Und heute Nachmittag feierten wir Samuris 25‘000ste Seemeile (46300km)! Also, auf in die letzte Nacht, beginnend mit einem traumhaften Sonnenuntergang und dann mit hellem Mondschein als Begleiter.

17.12.2013:
Urs entdeckte als erster um 00:08 Uhr das Leuchtfeuer von Cape Brett. Wir haben es geschafft und sind nach 9 Tagen und 1235sm im Kielwasser in Aotearoa, dem Land der langen weissen Wolke angekommen. Alle sind wohlauf und rückblickend müssen wir sagen, dass wir eine gute Überfahrt hatten. Sehr freundlich wurden wir vom Zollbeamten Bruce und der Agrarinspektorin Helen in ihrem Land willkommen geheissen. Das Einklarierungsprozedere lief flott und sehr zuvorkommend. Nur bei unseren noch vorhandenen Frischvorräten und einigen Hülsenfrüchten kannte Helen keine Gnade, alles wanderte in ihren Abfallsack zur Entsorgung. Da wir noch am späten Nachmittag vogelfrei entlassen wurden, entschlossen wir uns die 12sm nach Whangarei vor die Werft zu fahren.
Annette & Harry werden morgen von Bord gehen um die noch verbleibende Woche so viel wie möglich zu Tauchen und vom Land zu sehen. Urs hilft mir noch am Mittwoch Samuri auszuwassern und wird die restlichen Tage bis zu seinem Rückflug das Sehenswerte von Auckland erforschen.
Ein grosser Dank an dieser Stelle an meine Crew, die in sehr professioneller Weise und mit einem tollen Teamverhalten zu diesem sicheren und angenehmen Törn beigetragen hat!

Samuri steht mittlerweile auf dem Trockenen in der Norsand Boatyard. Das Auswassern verlief sehr professionell, sicher und schadenfrei. Während den 3 Wochen in der Werft waren meine Tage ausgefüllt mit dem Planen und Vergeben diverser Unterhaltsarbeiten an Fachkräfte. Als grösster Posten steht ein neues Segel-Set an. Auch eine neue Cockpitverkleidung, eine Segelpersenning, ein neues Trampolin, neue Hausbatterien und Service an allen 3 Motoren reissen ein ziemlich grosses Loch in unsere Bordkasse. Kurzum, Samuri erhält ein ordentliches Lifting.
Mein erster Eindruck von Neuseeland ist grossartig. Der kleine Teil, den ich bis jetzt gesehen habe, hat meine Erwartungen übertroffen und ich freue mich riesig, nächstes Jahr mehr von dieser facettenreichen Landschaft und dem Lebensstil der umgänglichen Kiwis kennen zu lernen.

Die Pläne dazu sehen folgendermassen aus: ich werde ab Mitte Januar für 3-4 Wochen weiter an Samuri arbeiten. Evelyne wird mir anfangs Februar folgen und gemeinsam werden wir mit dem bereits erstandenen Oldtimer-Campervan bis zirka Mitte April Neuseeland landseitig bereisen. Mehr darüber im nächsten Bericht. 

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1 Kommentar(e):

  • alice caviglia
  • Dienstag, 31. Dezember 2013
  • 14:13

Libertà

Hallo Ihre Segelvögel!! wunderschöne Reiseerlebnisse, ein wenig beneide ich euch schon,,,,,,sooooo viel Freiheit! Bei uns, im Tessin hat es in den Bergen viel geschneit. Unten haben wir herrlichstes Winterwetter. Zur Zeit befindet sich Diego, mein Ältester in NZ, irgendwo auf der Südinsel. Falls ihr Lust habt ihn zu sehen, notiere ich seine e-mail: diemci@gmail.com A voi due di cuore ogni bene, Alice

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