Törnberichte

Guatemala-Providencia

  • Mittwoch, 28. Dezember 2011
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Am Mittwochmorgen, den 2. November, sitzen wir im Flugzeug nach
Guatemala. Unser in allen Beziehungen intensiver Heimaturlaub ist zu
ende. Die Zeit ist gekommen, unsere Reise fortzusetzen und zu unserem
Zuhause zurückzukehren.

Wir kommen gut in Guatemala City an. Hier gönnen wir uns einen Tag Ruhe,
um die Zeitverschiebung zu integrieren und uns an das heisse Klima zu
gewöhnen. In der Stadt laufen die Weihnachtsvorbereitungen schon auf
Hochtouren. Bei den Präsidentschaftswahlen braucht es anscheinend einen
zweiten Wahlgang, denn immer noch flankieren tausende von Plakaten der
verschiedenen Kandidaten die Strassen.
Am Tag darauf holt uns der Chauffeur Enrique aus Rio Dulce mit seinem
Van im Hotel ab. Er führt uns in Guatemala zu zwei grossen Einkaufsläden
und wir posten was das Zeug hält. Samuri muss bis nächsten März
aufgebunkert werden, denn vor Colòn / Panama wird es keine grossen
Supermärkte mehr geben. Ich geniesse das üppige Einkaufen, Christian
dagegen schickt sich tapfer in seine Pflicht, denn schliesslich will er
ja überleben. Und ich kann dir zu hundert Prozent versichern, er wird es!

Es ist schon dunkel, als wir nach der 6-stündigen, holprigen Autofahrt
in Rio Dulce ankommen. Unsere ganze Ladung Gepäck und die gesamten
Einkäufe laden wir am Hafen auf die Lancha der Marina um. Dann rattern
wir über den See und hieven unser Hab und Gut nochmals um, diesmal von
der Lancha auf Samuri. Wir platzen fast vor Neugierde auf unser Zuhause,
lassen Unordnung mal Durcheinander sein, schliessen die Türe auf und
sind sehr glücklich. Samuri glänzt buchstäblich.
Das Ehepaar Franz und Gisela von der Marina Tortugal und ihre ganze Crew
haben ausserordentlich gut zu unserem Schiff geschaut. Es ist eine
riesige Freude, Samuri wieder so anzutreffen, wie wir sie verlassen
haben. Ganz herzlichen Dank!

Wie meine folgenden Tage aussehen, kannst du dir bestimmt vorstellen,
ohne dass ich dir viel dazu schreiben muss. Die gut 300 Kilogramm Gepäck
müssen ja schliesslich irgendwo verstaut werden. Bei unserem obligaten
Morgenschwimmen stellen wir fest, dass der Wasserpass von Samuri
offensichtlich ein "kleines Bisschen" gesunken ist...

Auch Christian ist von morgens bis abends beschäftigt. Er lötet und
schraubt, feilt und montiert, bis jedes mitgebrachte Ausrüstungs- oder
Ersatzteil genau an seinem Platz ist und macht somit aus unserem Samuri
Ferrari einen Samuri Rolls Royce.

Heute heisst es Adieu sagen. Herzlich drücken wir all die lieb
gewonnenen Freunde der Marina und lösen die Leinen. Auf der Fahrt den
Rio Dulce hinunter bewundern wir nochmals die üppig grün bewachsenen
Steilhänge und verabschieden uns gedanklich von Guatemala. Das Land hat
in uns beeindruckende Bilder hinterlassen und unsere Herzen
landschaftlich wie menschlich sehr bereichert.

Eine erste Nachtfahrt bringt uns sicher nach Roatan / Honduras, wo wir
zwei Tage später den glücklich angereisten Vater von Christian, Sören,
in die Arme schliessen. Er will in seinen zweiten Ferien auf Samuri
wirklich erfahren, was es heisst, eine Überfahrt zu machen. Deshalb hat
er Roatan als Ausgangspunkt gewählt , um mit uns die ungefähr 800 Meilen
bis zu den San Blas Inseln / Panama mitsegeln zu können. Ein mutiges
Unternehmen für den doch schon 76-jährigen, doch absolut rüstigen Mann.
Schnell findet sich Sören auf dem Schiff wieder zurecht. Er schläft gut,
liebt das Schwimmen im warmen Meer und geniesst das herrliche Wetter. So
gerne setzt er sich in den Bugkorb, um seine geliebten Pelikane zu
beobachten und lässt sich während des Segelns von Delfinen überraschen,
die ab und zu in der Nähe auftauchen oder spielend und springend vor
Samuri her sausen. Dann macht er sich äusserst nützlich beim Abtrocknen
und entwickelt sich zum professionellen "Coffeemaker".

In Roatan ankern wir in ein paar Buchten, in welchen wir Sören auf
Schnorcheltour mitnehmen. Das erste Mal zum Beispiel hat es leichte
Wellen und wir müssen vom Ankerplatz her zuerst zu einer Boje schwimmen,
bevor wir zum Riff kommen, was recht anstrengend ist. Sörens
Taucherbrille scheint nicht richtig zu sitzen. Und weil Sören so
fasziniert ist von den verschiedenen Korallen und seinen Kopf zu stark
nach vorne neigt, kommt durch den zu kurzen Schnorchel immer wieder
Wasser rein. So ist es für Sören kraftraubend, immer wieder das Wasser
aus Mund und Nase zu spucken.
Wie gut erinnere ich mich an meine Anfangszeit beim Tauchen. Ich war so
froh um jede Hilfe, die mir ein sicheres Gefühl vermittelte. So versuche
ich Sören Sicherheit zu geben, indem ich ihn am Arm leicht führe.
Erst als wir müde zurück auf Samuri sind, gesteht uns Sören, dass dies
erst der zweite Schnochelgang in seinem Leben war. Hut ab, wie gut er
alles gemeistert hat!

Gelernt ist gelernt! Beim zweiten mal Schnorcheln bekommt Sören eine
bessere Ausrüstung und dann geht‘s nur so ab mit ihm. Er paddelt frisch
und munter den Fischen nach, schaut weder nach vorn noch nach uns. Und
weil er die Ohren im Wasser hat, hört er auch unsere Rufe nicht. So
schwimme ich ihm nach und hole ich ihn wieder in unsere Nähe. Für kurze
Zeit halte ich mich bei einem Korallenstock auf, um Fische zu entdecken.
Ich will sie Sören zeigen, doch er ist schon wieder ab! Ich strample ihm
erneut hinterher und führe ihn wieder auf den richtigen Weg. Wie
faszinierend ist doch die Unterwasserwelt!

Eine kurze Überfahrt führt uns zur nächsten honduranischen Insel namens
Guanaja. Die Insel ist grün bewachsen und bietet ebenfalls schöne
Schnorchelplätze. Bei einem Strandspaziergang auf der Nordweite finden
wir sehr viel unverrottbaren Abfall, der vom Meer her angeschwemmt kommt
- ein entsetzlicher Anblick.
Die Insel Guanaja ist nicht stark bewohnt. Das Leben der Einheimischen
spielt sich auf einer vorgelagerten Insel ab, kaum 100 Meter vom
Festland entfernt. Darauf liegt die Stadt Bonacca und platzt aus allen
Nähten. Die Fusswege und Wasserkanäle erinnern an Venedig und die 4000
Einwohner leben hautnah in ihren Häuschen. Am Inselrand stehen die
Hütten bereits auf Stelzen oder Säulen über dem Wasser, weil der
Wohnraum so knapp ist. Um aufs Festland zu kommen, benutzen die
Einheimischen ihre Wassertaxis. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten, eine
Schule mit Turnhalle und auch das Einklarierungsbüro von Guanaja liegt
auf Bonacca, in welchem Skipper Christian uns aus Honduras noch abmelden
muss. Die meisten Männer arbeiten als Fischer. Drei kleine Jungs geben
uns eine spezielle Inseltour, zeigen uns Läden und
Übernachtungsmöglichkeiten und tauschen das damit verdiente Kleingeld
flugs in Süssigkeiten ein.
"Jemand" liebt es anscheinend weniger eng und nimmt sich für den Bau
seines Eigenheims eine Insel für sich alleine (siehe Fotogalerie). Nicht
schlecht! Spannend scheint mir, dass diese zwei Extreme gerade etwa 500
Meter voneinander entfernt liegen.

Über Guanaja ist ein Sturmtief angesagt und zwingt uns, vorerst hier zu
bleiben. Es trifft sich gut, denn somit packt Ueli, der Ex-Schwager von
Christian, die Gelegenheit und fliegt zu uns nach Guanaja. Unser
Treffpunkt ist in der Bucht El Bight im Restaurant Manatee bei den
sympathischen Deutschen Anette und Klaus. Zufällig sind auch sie
langjährige Bekannte von Ueli und somit ist das Wiedersehen doppelt
rührend.
Seit über 30 Jahren lebt Ueli in La Ceiba auf dem Festland von Honduras.
Er importiert und verkauft hier diverse deutsche Lebensmittel. So haben
wir wider Erwarten verfrühte Weihnachten. Wir werden reich beschenkt mit
echten Christstollen, Pasteten, Sauerkraut, Essiggurken, Senf und viel
feinster Schokolade. Ueli sei Dank!

Der Himmel klärt sich und es öffnet sich ein Wetterfenster für unsere
erste Dreitages- und Nachtfahrt nach Providencia. Gut, dass ich mit dem
Nähen der Columbia Flagge fertig geworden bin. Obwohl das kolumbianische
Festland über 500 Seemeilen entfernt ist, gehört die Insel Providencia
zu Kolumbien.
Christian plant die Route und erstellt einen Wachplan. Damit die Crew
fit bleibt, kleben Sören und ich ein Pflaster hinter das Ohr, das uns
vor der Seekrankheit schützen soll. Wind und Wellen setzen mir wieder
einmal arg zu, die beiden Männer sind und bleiben stark. Sören kann für
mich sogar seine erste Nachtwache übernehmen und darauf wirklich stolz sein!
Unsere Freunde Franz, Svetlana und Tochter Katerina auf dem Katamaran
Miss Good Night kommen auch recht müde an. Wir sind zum ersten Mal,
zumindest anfangs, im Convoy gefahren.

Auf dem Inselspaziergang zum Morgan's Head sind wir auf den Spuren des
von der britischen Krone zur brutalsten Seeräuberei ermächtigten Piraten
Captain Morgan. Die Legende vom 17. Jahrhundert erzählt, dass
Providencia der Rückzugsort Morgans gewesen sei. Er liess das Fort
Warwick bauen, um seine gestohlenen Schätze gegen die Spanier zu
verteidigen.
Ein riesiger Fels, Morgan‘s Kopf genannt, wurde durch Wind und Wellen
über die Jahrhunderte als natürliche Skulptur geformt.

Natürlich wollen wir die ganze Insel auskundschaften. Wir mieten ein
offenes Auto und los geht's. Ein riesiger modellierter Tintenfisch am
Strassenrand, dekoriert mit tausenden von kleinen Keramikplättchen,
zwingt uns zum ersten Stopp. Von ihm aus führt ein einladender Weg zum
Strand, immer wieder gesäumt von Sitzbänken zum Erholen. Ein Rascheln im
Gebüsch lässt uns so manche wunderschön farbig schimmernde Eidechse
entdecken. Leider zeigte sich uns bis anhin noch kein Tukan. Was uns
sehr erfreut sind die Aufforderungen am Wegesrand, diesen sauber zu
halten und den Abfall nicht einfach wegzuwerfen. Dementsprechend sieht
die Landschaft auf der ganzen Insel gepflegt und sauber aus.
Im Café Roland an der Inselsüdspitze kommt bei rhythmischer Musik so
richtig karibisches Strandfeeling auf. Hier rasen uns die halb
fliegenden Leguane um die Beine. Ob wohl deshalb die Stühle so hoch
gebaut sind?

Es scheint uns, dass Providencia in Sachen Umweltschutz gut organisiert
ist. Es muss eine Informationskampagne geben, die die Bewohner mit
Plakaten auf das Abfallproblem hinweist. Die Insel ist wirklich sauber.
Irgendwie scheint hier die Welt noch in Ordnung zu sein. Schade, dass
wir auf dieser kleinen und abgelegenen karibischen Perle im
Südwestatlantik nicht länger bleiben können.

Providencia befindet sich auf dem 13. nördlichen Breitengrad. Je mehr
wir gegen Süden reisen, umso mehr trennt sich Spreu vom Weizen unter den
Seglern. Wenn wir in nördlicheren Gegenden noch viele Charteryachten
angetroffen haben, begegnen wir jetzt nur noch Fahrtenseglern, die wie
wir auf Langfahrt sind. Und es wird internationaler. Die bisherige
Überzahl der Amerikaner durchmischt sich jetzt ausgewogen mit Europäern.
Erstaunlich ist, wie viele Schweizer im Verhältnis zu unserer kleinen
Landesgrösse unterwegs sind. Sind wir denn immer noch eine Seglernation?

Mittlerweile befinden wir uns in den San Blas Inseln in Panama bei den
Kuna-Indianern. Faszinierend, paradiesisch, einzigartig. Doch darüber
mehr in unserem nächsten Blog.

Ein neues Jahr steht vor der Türe. Und erst noch ein Besonderes, das
viele Veränderungen einläuten soll.
Wir wünschen euch allen, dass ihr dem Jahre 2012 viel Positives
abgewinnen könnt. Glück und Freude sollen euch allzeit begleiten und
bleibt alle gesund!

Herzliche Neujahrsgrüsse aus Kuna Yala

Evelyne & Christian

6 Kommentar(e):

  • Julius
  • Mittwoch, 28. Dezember 2011
  • 16:56

Happy New Year 2012

Hey Zäme! Danke vellmals för euchi Infos immer wieder...chume gar nit immer zum läse ;-) Ech wünsche euch alles Gueti, Humor, Spass, gueti und velli schöni Momente und immer wieder echli Wind ide Sägu :-) Sonnigi Grüessli us Küssnacht wünscht euch de Julius :-)

  • Fränzi
  • Freitag, 30. Dezember 2011
  • 15:00

Alles Liebe & Gueti

Hallo Evelyne, hoi Christian so interessant, ach würde mich gerne sofort zu euch beamen wollen hi hi.. so schön, danke auch für die guten Wünsche fürs neue Jahr. Das alles wünsche ich euch von Herzen ebenso und dass ihr weiterhin viel Gfreuits ond schöni Erläbnis chönd geniesse!Liäbe Gruss Fränzi (nb. Eveyline hat du evlt. meine Email erhalten :-)

  • Anel & Elvira
  • Sonntag, 1. Januar 2012
  • 16:15

Es guets Neus!!

Hallo ier Liebe. Mier wünsched üch vo Härze alles alles Gueti im neue Jahr. Möged all üchi Wünsch erfüllt werde und mier hoffed das ier au wiiterhin so viel schöns dörfed erläbe und debii immer beschützt werded. Mier denked sehr oft a die unvergässlich schöni Ziit bi und mit üch!! Ganz liebi Grüess Anel und Elvira

  • Harald & Annette
  • Montag, 2. Januar 2012
  • 11:42

Happy New Year

Hallo zusammen, wir wünschen Euch einen guten Start ins 2012. Immer eine Handbreite Wasser unter den Kielen. Viel Spass auf Euren Reisen. Gruss Harald& Annette

  • joanka & john
  • Dienstag, 3. Januar 2012
  • 01:41

feliz ano 2012

hola chica/chico von herzen eine wunderbare fahrt durchs 2012- herzdank für die immer interessanten news und fühlt euch von herzen umarmt - joanka & john (bis ende märz auf la palma)

  • Pieter de Groot
  • Freitag, 17. Februar 2012
  • 10:10

Mr.

Hallo Evelyne, I had a meeting yesterday with Heidi, Irene and Freddy and they gave me the data of your website. I have enjoyed reading your blog. I did a lot of blue water sailing after retirement and your stories brought back many memories. I/we wish you both happy day and good luck. Best regards, Pieter de Groot.

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