Törnberichte

St.Lawr.-Strom&Nova Scotia

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Wer kennt sie nicht, „Die Prophezeihungen von Celestine“ - ich verrate dir die Prophezeihungen von Christian für mich: „Wenn du die wilden Küsten von Nova Scotia umsegelt hast, dann bist du eine wirkliche Seefrau! „
Na, dann lass mich mal erzählen.

Wenn du auf die Landkarte unserer Route schaust, siehst du, dass der St.Lawrence Strom immer weiter wird und sich schlussendlich in einen Golf ergiesst, der so breit ist, dass die gegenüberliegenden Ufer ausser Sichtweite liegen. Südlich siehst du die Landzunge Gaspésie und noch mehr Richtung Süden liegt Nova Scotia.
Dieses Gebiet haben wir in den letzten Wochen kennengelernt.

Ich möchte dir das unvergessliche Erlebnis schildern, das wir hatten, als wir Tadoussac adieu gesagt haben. Es ist morgens um 5 Uhr, es dämmert. Der Himmel zeigt alle Schattierungen von dunkelblau über hellblau und wechselt gegen den Horizont hin in ein hellrosa-orange-gelb. Das Meer ist glatt und seine Oberfläche übernimmt die Farben des Himmels. Über dem Wasserspiegel hängt in weiter Ferne ein Hauch Nebel. Samuri schneidet ihre Spur ins ruhige Wasser. Und dann begrüssen uns Wale, Delphine und Robben. Da und dort tauchen sie auf, stossen ihre Luft aus und gleiten in ihrer Eleganz zurück ins Wasser. Sie hinterlassen dabei kleine Wellen, die sich weiten und irgendwann wieder in die Ruhe des Meeres übergehen. Wir werden nicht satt mit Schauen und Staunen - ein wunderbares Schauspiel.

Rund um Gaspésie tauchen wir in die Maritimen Provinzen Kanadas ein. Wir treffen eine kaum zerstörte Idylle an: unverbaute Küsten, kleine intakte Orte, klares Wasser und an jeder Landzunge gibt es einen urtümlichen, manchmal noch bewohnten Leuchtturm. Diese Strecke nennt sich auch die Leuchtfeuer-Route.
Überall präsent sind Spuren der jahrhundertealten Seefahrertradition. Fast jedes kleine Dorf hat sein eigenes Maritimes Museum. Dieses führt uns auf eine Reise in die Vergangenheit und lässt bei uns für die unglaublichen Leistungen der damaligen Seefahrer nur Bewunderung aufkommen. Sie sind damals in dieser rauen Gegend, die mit so vielen kleinen Inseln bestückt ist, ohne technische Navigationsgeräte und ohne Motoren gesegelt.

Die touristische Infrastruktur ist altmodisch und weniger perfektioniert als anderswo. Wir sehen in einem Dörfchen oft nur eine Handvoll Häuser, ein Bed & Breakfast, einen Einkaufsladen, eine grosse Kirche und eine Bibliothek mit öffentlichem Internetzugang. Die Häfen sind klein und vor allem von den vielen Fischerbooten besetzt, die ihre tägliche harte Arbeit auf dem Meer verrichten.

So entscheiden wir uns, touristische Attraktionen aus dem Führer herauszupicken und unsere täglichen Stopps ihnen anzupassen. Und es hat sich immer gelohnt.

Wir machen zum Beispiel in Percé Halt, wo der Felsrücken der Gaspé-Halbinsel in steilen Kalksteinklippen zum Golf St.Lawrence abfällt. Der 450m lange Rocher Percé liegt hier direkt vor der Küste. Dieses geo-morphologische Wunder mit seinen fast 90 Meter hohen Klippen und einem Torbogen in der Mitte ist bei Flut wasserumspült, bei Ebbe zu Fuss erreichbar. Je nach Tageslicht leuchtet er mal rot, mal gelb.
Der Felsrücken aber gehört allein den Tölpeln, die in diesem Gebiet beheimatet sind. Auf der Ile Bonaventura besuchen wir ihren Geburtsort. Die Wanderung dahin führt auf kleinen Pfaden durch Feld und Wald und manchmal der Klippe entlang, bis sich dann die weltweit grösste Brutstätte der Tölpel vor uns öffnet. So etwas haben wir noch nie gesehen (gehört und gerochen....). Es sind ungefähr 50‘000 Tiere, die hier am Paaren, Nest bauen, Brüten, Füttern, Putzen, Fliegen, Schnattern und Flattern sind. Obwohl wir inzwischen Hunger haben, müssen wir unseren Mittagsrast an einen ruhigeren und fliegenärmeren Ort verlegen.

Inzwischen haben wir den nördlichsten Punkt unserer Reise schon hinter uns und sind nur noch in südlicher Richtung unterwegs. Ein nächstes Ausflugsziel ist Bouctouche. Hier radeln wir mit unseren Velos auf sich schlängelnden Kieswegen durch den verträumten Wald und erreichen nach fast zwei Stunden die kilometerlange Sanddüne, die dem Land vorgelagert ist. Ein Holzsteg lädt zum Wandern ein, auf dem Rückweg aber trainieren wir gerne unsere Fussmuskeln im Sand und im für uns wieder warmen Wasser der Lagune.

Wir haben unglaubliches Wetterglück. Es hat noch keinen Tag so richtig geregnet und mit dem hier so bekannten und gefürchteten Nebel haben wir auch noch keine Bekanntschaft geschlossen. Dementsprechend bin ich meinem Ziel „Seefrau“ noch nicht viel näher gekommen.

Von der Halbinsel Gaspésie geht unsere Reise weiter zur Prince Edward Island. Wir passieren dabei die Confederation Bridge. Mit ihren 13 Kilometern Länge ist sie eine der längsten Brücken der Welt und verbindet die Insel mit dem Festland. Wir ankern vor der Hauptstadt Charlottetown. Diese Stadt wurde 1768 gegründet und hat ihr ursprüngliches britisches Gesicht behalten. Ausgerechnet an unserem Ruhetag regnet es in Strömen. Doch auch hier sehen wir einen Nutzen. Christians ausgetüfteltes System zum Wassersammeln kommt hier zum vollen Einsatz. Für unseren Wasserbedarf der nächsten Tage ist wieder ausreichend gesorgt.

Es geht weiter in der Geographiestunde:
Nova Scotia, Prince Edward Island und New Brunswick sind die kleinsten Provinzen Kanadas. Sie werden auch „The Maritimes“ genannt, da sie ganz oder überwiegend vom Meer begrenzt werden, nämlich vom offenen Atlantik, vom Gulf of St.Lawrence und der Bay of Fundy.
Der Name Nova Scotia steht für eine zerklüftete, mal felsige, mal lieblich grüne Atlantik-Küste mit unzähligen, romantischen Fischerhäfen. Und dies können wir nur bestätigen. Gerne füge ich hier an, dass wir überall, sei es in Häfen, an Ankerplätzen, in Dörfchen, in Restaurants oder in Läden, nur hilfsbereite, offene und sehr freundliche Menschen kennengelernt haben. Den Höhepunkt dazu erleben wir eines morgens kurz vor dem Ablegen aus einem Fischerhafen. Ein Fischer kommt zu unserem Schiff und meint lachend: have a nice day! Er streckt uns ein Säcklein entgegen. Darin sind 5 riesige, fangfrische Thunfischfilets eingepackt. Stell dir eine solche Situation mal in der Schweiz vor! All diese wunderbaren Erlebnisse geben unserer Reise natürlich einen sehr positiven Touch.

Während der ganzen Strecke, die ich dir in diesem Blog beschreibe, führe ich Logbuch. Das heisst, ich schreibe jede Bewegung unserer Samuri, sei es am Morgen ablegen, Segel hissen, Kursänderungen, Segel bergen, Windstärke, Fahrtgeschwindigkeit, Meilen usw. in mein Logbuch auf. Um endgültig meinen Hochseeschein zu erhalten, muss ich mein Logbuch mit 1000 genau dokumentierten Seemeilen einreichen. Dann folgt die hoffentlich positiv ausfallende Prüfung meines Logbuches durch einen Experten und dann, hoffe ich doch....

Neben all den vielen Reiseerlebnissen braucht Samuri natürlich auch ihre Pflege. Ich flicke Segel, die von der starken Belastung an den Kanten ausfransen, wir erneuern Fugen in der Küche, Christian ersetzt defekte Wasserpumpen, wir spüren Lecks auf, die Wasser in unsere Kajüte tropfen lassen, Christian justiert die WC-Pumpe, ich poliere den Chromstall und so weiter. Die Arbeit geht uns nie aus. Aber sei doch ehrlich, auch du denkst doch, dass wir neben all dem „dolce far niente“ auch noch etwas arbeiten können :-).

Anfang September dreht sich das Gespräch unter den Seglern nur noch um eines, den Hurrikan Earl. Im Moment tobt er auf dem offenen Atlantik. Wenn wir aber die Animation auf unserem Kartenplotter anschauen, steuert er ziemlich direkt auf Nova Scotia zu. Wir haben also noch vier Tage Zeit, um uns in ein sogenanntes Hurrikanhole zurückzuziehen. Wir melden uns telefonisch in Liscombe Harbour an und liegen schon zwei Tage später in einem kleinen Flussarm zwischen hohen Bäumen vor Anker. Beim Hafen gibt es eine Lodge. Sie ist aus Holz gebaut und könnte in den Schweizer Bergen oder in einem Skigebiet in Österreich liegen. Anscheinend zieht es die Europäer hier hin, denn wir treffen ein Ehepaar aus England und eine Familie aus Holland an, die mit ihrem Segelschiff auch Schutz suchen. So ergeben sich neue Freundschaften und jeder hilft dem anderen beim optimalen Sichern des Schiffes vor dem erwarteten Sturm.

Es bleibt noch genügend Zeit, die Wanderschuhe anzuziehen und den vorgeschlagenen dreistündigen Rundgang anzutreten. Wir wandern einmal mehr durch einen Märchenwald. Die Wege sind etwas mühsam, doch wir entdecken Flechten, Pilze, Moosplätzchen, es ist Natur pur. Vögel singen, emsige Eichhörnchen knabbern zwei Meter vor uns ihre Nüsse und einige Schlangen machen sich erst aus dem Staub, nachdem sie von Christian einen Stups bekommen haben. Wir besichtigen die Lachstreppen und gönnen uns in der Quelle des sehr eisenhaltigen lauwarmen Wassers ein Bad.

Aber der Tag kommt. Am Morgen wird es kaum hell. Wind kommt auf. Christian sitzt am Computer, ich verziehe mich zur Ablenkung in die Küche und backe Guetzli und Schokoladenkuchen. Der Wind bläst inzwischen mit über 30 Knoten und es hat zu regnen angefangen. Ich höre, wie unsere Ankerkette belastet wird und sich knarrend dehnt, wenn wieder eine Böe über uns weg fegt. Inzwischen lesen wir auf dem Windanzeiger 50 Knoten. Und plötzlich bemerken wir, dass Samuri nicht mehr hält. In diesem Moment geht der Ankeralarm los. Unsere beiden Anker haben sich gelöst! So schnell war Christian noch nie am Steuer und ich noch nie im Regenanzug. Mit Vollschub dampft Samuri gegen den Wind, ich hole die Anker auf und setze sie neu. Diesmal stecken wir 60 Meter Ankerkette. Und Samuri hält. Für die nächsten zwei Stunden kleben unsere Nasen an der Scheibe und wir überwachen minuziös.
Glück im Unglück und viel gelernt, uff!

Unsere Reise führt uns weiter nach Halifax, der Hauptstadt von Nova Scotia. Es ist eine lebendige, geschäftige Stadt mit farbigen Backsteinhäusern oder Bauten im viktorianischen Stil. Einmal mehr lassen wir es uns gut gehen und verköstigen uns mit feinstem Lobster und Krabbenfleisch.

Beim Verlassen von Halifax fahren wir an Peggy‘s Cove vorbei. Von weitem sehen wir das Denkmal, das nach dem Absturz der DC-10 der Swissair im Jahre 1998 errichtet wurde.

Eine der nächsten erwähnenswerten Stationen ist Lunenburg. Dieses von Deutschen, Schweizern und Franzosen gegründete Städtchen mit seinen Häusern in den buntesten und grellsten Farbtönen wurde 1995 wegen seiner 250-jährigen Holzarchitektur „als besterhaltenes Beispiel für britische Siedlungen in Nordamerika“ zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Und wie geht es der Seefrau?
Gute Frage! Auf der letzten Fahrt nach Yarmouth, von wo wir die Überfahrt nach USA antreten werden, will es Nova Scotia doch noch wissen!
Wir sind an jenem Tag 6 Stunden unterwegs. Es regnet, es blasen 25 Knoten, es ist neblig und Samuri tanzt auf 3 bis 4m hohen, kurzen und somit ziemlich ungemütlichen Wellen. Nicht nur die Seefrau, auch Christian ist froh, am Abend dieses Tages wieder im ruhigen Hafen zu liegen.

So geht unsere Reise zwischen den grossen Seen und dem Atlantik zu Ende. Das Land hat uns eine unvergessliche Zeit beschert. Ein kleines Stück der Ostseite haben wir kennengelernt. Wir stellen uns vor, die Westseite im nächsten Jahr mit einer Rundreise per Auto zu erkunden.

Kanada, wir kommen gerne wieder!

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    St.Lawrence-Strom

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    Wie die Zeit vergeht! Schon darf ich dir wieder von unseren Erlebnissen berichten, die sich in den letzten Wochen ereignet haben.

    Nach der Ferienstimmung inmitten der wunderschönen Inselwelt am Anfang des St. Lawrence Stroms war wieder mal Arbeiten angesagt. Die kommenden Tage müssen wir einige wirklich grosse Schleusen passieren, die nicht nur Freizeitschiffe, sondern auch riesige Frachter von der Höhe des Ontariosees auf Meereshöhe hinunterbringen.

    Wie froh sind wir um die Anwesenheit unserer Familienmitglieder und das Zusammenspiel dieser ganzen Crew, vor allem in der einen etwas prekären Situation. Stell dir das folgendermassen vor: wir fahren in eine Schleuse ein. Der Schleusenwärter weisst jedem Schiff einen Platz zu und übergibt der Crew zwei Leinen, die oben am Schleusenrand befestigt sind. Wir selber halten Samuri mit diesen Leinen am Bug und am Heck während des Sinkprozesses in der Schleuse stabil, geben natürlich immer etwas Leine nach, weil sich ja der Wasserspiegel senkt. Plötzlich reisst die Heckleine wegen einer einfallenden Böe und unser Schiff driftet durch die Strömung des Wassers und dem herrschenden Wind in der Schleuse mit dem Heck Richtung gegenüberliegende Wand. Folgende Kettenreaktionen laufen innert Sekunden ab: ich lasse einen Schrei los, Christian rennt, schaltet den Motor ein und hält das Heck in Schach, Irène hält mit ganzer Kraft die Bugleine, Sören schreit nach einer neuen Leine, der Schleusenwärter wirft, Dario hechtet und fängt, ich binde wieder an. Uff! Gerettet! Wir sind doch wahrhaftig ein Dreamteam!

    Der St.Lawrence Strom ist nicht ohne. Der kann ja ganz kräftig ziehen. Die Motoren unserer Samuri kommen bei der Einfahrt nach Montreal gegen die ziehenden 5 Knoten recht ins Pusten. Die Skyline der Stadt finden wir nicht umwerfend. Beim Erkunden der Stadt entdecken wir aber schnell den Charme dieser Metropole. Schon der erste Eindruck erinnert uns an Frankreich. Strassenmusikanten lassen uns leise Melodien mitsummen, und gerne schauen wir über die Schultern der Portraitmaler, die in klassischem oder Karikatur-Stil innert Minuten die menschlichen Gesichtszüge ihrer Models aufs Papier kritzeln. Die kleinen Läden mit allerlei Souvenirs oder die zahlreichen Gallerien bereichern neben unzähligen Beizli die Gassen der Altstadt.

    Eine Stadttour mit unserer Reiseführerin Irène bringt uns die Geschichte Montreals näher. Was uns so fasziniert ist die „Unterwelt“. Es gibt hier 1800 Geschäfte unter dem Boden. Im Winter können die Menschen im T-Shirt von zuhause aus mit der Metro ins Zentrum fahren und haben einen direkten Zugang zu ihrem Arbeitsort oder zum Einkaufen. Sie müssen also nie durch die eisige Kälte.

    Ganz spontan kommen wir in den Genuss eines Openairkonzerts der besonderen Klasse. Es ist Tradition, dass das Symphonie Orchester von Montreal im Olympischen Park der Stadt freie Konzerte gibt. Das heutige Motto ist „The Americas“. So lauschen wir unter freiem Sternenhimmel im Gras liegend den fantastischen Klängen der Musiker und hören Auszüge aus den Werken von Gershwin (an American in Paris), Bernstein (West Side Story) und Dvoràk (die neue Welt).

    Das war ein unvergesslicher Höhepunkt und zugleich Sörens Abschiedsabend. Seine Zeit mit uns ist leider zu ende; es gibt hoffentlich ein baldiges Wiedersehen auf der Samuri!

    Anderntags schauen wir uns die stilvollen Anlagen des Japanischen und Chinesischen Gartens an. Es ist ein Erlebnis, die beiden unterschiedlichen Gartengestaltungen mal eins zu eins vergleichen und fühlen zu können. Der Japanische Garten bringt uns in eine klare, eher etwas kühle, aber sehr angenehme Stille, der Chinesische Garten im Gegensatz weckt Lebhaftigkeit und Kommunikation.

    1. August, Schweizer Nationaltag. So gegen Mittag sagen wir Irène und Dario adieu, sie fliegen von Montreal heimwärts. Es ist einmal mehr ein trauriger Moment des Abschieds, der seinen Raum und seine Zeit zur Verarbeitung braucht. Die wieder auf zwei Personen reduzierte Crew stösst nichts desto trotz am Abend bei rotem Kerzenlicht auf das Schweizerland an.

    Unsere Reise führt immer noch weiter Richtung Norden. Unser nächstes Ziel ist Québec. Christian studiert minuziös die Strömung des St.Lawrence, berechnet die Tide und kristallisiert dadurch die besten Reisezeiten für uns heraus, damit wir optimal von den Gesetzen der Natur unterstützt werden. So kann es sein, dass wir an einem Morgen schon nachts um 2 Uhr losfahren, anderntags hissen wir den Anker erst gegen 11 Uhr. Also der Alltagstrott hat in dieser Beziehung noch nicht Einzug gehalten.

    Wir haben ein unglaubliches Wetterglück. Heiss strahlt die Sonne bei der Einfahrt nach Québec. Schon von weit her sehen wir den märchenhaften, verträumten Bau des Fairmont Hotels, das Wahrzeichen über der Stadt. Da wir uns in einem Führer im voraus über Québec informiert haben, schlendern wir schon bald auf den Wegen des ersten vorgeschlagenen Stadtrundgangs. Und wir sind überwältigt. Es wimmelt zwar von Touristen, viele kleine Läden liegen Tür an Tür, doch die Stadt hat ihren Stil. Die Bürger stehen zu ihrer Kultur und zeigen ihre Geschichte in autarken Kleidern und Situationen in der ganzen Stadt. Die Produkte, die hier verkauft werden, sind qualitativ hochwertig und lokal angefertigt oder gewachsen. Das erleben wir erneut auf dem Handwerkermarkt und dem Gemüse- und Käsemarkt. Gegenüber der zweisprachigen Stadt Montreal wird in Québec ausschliesslich französisch gesprochen. Die frankofone Kultur ist mittlerweile so stark verwurzelt, dass wir sogar Einwohner antreffen, die kein Englisch sprechen.

    Eine besondere und sehr eindrückliche Attraktion von Québec ist die all abendliche Vorstellung einer Tonbildschau auf ein sicher 500 Meter breites Lagerhaus im Hafengelände. Wie wir erfahren haben, kam die Produktion dieses Werkes zur 400-Jahr-Feier der Stadt sehr teuer zu stehen. So hat die Stadtverwaltung beschlossen, sie täglich für die Touristen abspielen zu lassen. Den Inhalt dieses Werkes haben wir zwar nur sinngemäss verstanden, doch die Grösse dieser „Leinwand“ und die ganze Installation mit den Lautsprechern über dem ganzen Hafenbecken waren doch ein imposantes Erlebnis.

    Totem - dies das Motto des Cirque du Soleil. Wir hatten das Glück, zwei der letzten Tickets für die Show zu erhaschen und bewunderten drei Stunden lang den unglaublichen Mut, die feinste Präzision und die über Jahre antrainierte Fertigkeit aller Weltklassekünstler.

    Reisen ist ein stetes Loslassen von schönen Orten und von Beziehungen, die sich irgendwo ergeben haben. So sagen wir auch Sylvia und Bill adieu, einem Ehepaar aus Florida, die mit ihrer selbstgebauten EOS auf dem St.Lawrence unterwegs sind.

    Unser Weg führt uns immer mehr Richtung Golf St.Lawrence. Wir sehen kaum mehr das andere Ufer des Flusses, er ist so breit geworden. Die Wassertiefe kann jetzt bis 100 Meter betragen. Noch tiefer, bis 300 Meter, ist sie im Saguenay River. Hier vermischt sich das Süsswasser wieder mit dem von Norden her stossenden Salzwasser. Der riesige Parc Maritime, wie er genannt wird, weitet sich über das ganze Gebiet von Tadoussac aus und ist ein wunderschönes Naturparadies. Hier sind unzählig viele Walarten, Delphine und Robben zuhause, weil hier während den Sommermonaten sehr viel Krill wächst. Whale-Watching-Boote laufen den ganzen Tag ein und aus und bringen die Touristen dem Wunsch näher, einmal im Leben ein so imposantes Meeressäugetier abzublitzen.

    Auch wir haben natürlich unsere Ferngläser bereit und geben die Illusion nicht auf, dass sich ein Wal für uns interessiert und, wenn wir mit der auf Sportfotografie eingestellten Kamera bereit sind, genau vor unserer Samuri einen Riesensprung macht und dazu natürlich noch die Luft ausbläst. So kompliziert dieser Satz klingt, so unwahrscheinlich ist es, dass wir es jemals schaffen werden, ein National Geographic Foto von einem Wal zu schiessen. Doch wir bleiben dran!

    So wie die Wassertiefe wechselt, schwankt in diesem Gebiet auch die Luft- und Wassertemperatur von 6 bis 18 Grad. So flüchten wir für einen Tag in eine unberührte und warme Bucht des Saguenay Rivers und unternehmen eine dreistündige Wanderung zu einem Aussichtspunkt eines Pilgerweges. Das gibt wieder mal sicheren Boden unter die Füsse und Kontakt zu Mutter Erde. Am Ziel steht eine riesige Madonna, die über die vorbeifahrenden Schiffe wacht.

    Und auch wir bitten sie, uns auf unserer Reise weiterhin so gut zu beschützen wie bis anhin.

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      Lake Ontario

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      Samuri ist wieder „die Alte“ - mit gestelltem Mast gefällt sie uns doch besser.

      Wir sind überglücklich, in Kingston Melanie und Patrik als neue Crewmitglieder an Bord zu nehmen. Ein weiterer Vorteil, unser Schokoladenvorrat ist aufgestockt :-), lieben Dank!

      Für die ersten Ferientage unserer Gäste sind Wind und höhere Wellen von vorne vorausgesagt. So wählt unser Skipper einen parallelen, geschützten Wasserarm zum Ontariosee, und wir kommen mit angenehmerer Fahrt Richtung Toronto trotzdem gut voran.

      Das Tagesziel vom 1. Juli führt uns nach Cobourg. Schon von Weitem sehen wir auf der Uferpromenade und am langen Sandstrand vergnügte Menschenmassen. Am Quai scheppert laute Musik aus den Boxen und die uralten, halb rostigen „Chilbibahnen“ rattern und knattern drauflos. Auch wir wollen den Canada-Day (Nationalfeiertag) hautnah erleben und setzen uns mit dem Dingi ans Land. Hätten wir unser Nachtessen nicht schon geplant, würden wir uns von einem Stand eine würzige Deutsche Wurst gönnen...

      Das Feuerwerk nach Einbruch der Dunkelheit ist das absolute Highlight! Samuri bietet uns dazu den besten Logenplatz, und wir erleben ein farbenprächtiges und imposantes Knall- und Lichtspiel.

      Die Skyline von Toronto, sichtbar schon aus weiter Ferne, ist mit ihrem 553 Meter hohen CN-Tower absolut spektakulär. Wir legen mit Samuri in nächster Nähe an einem Steg an, denn hier erwarten wir unseren neuen Gast, Christians Vater Sören. Müde von seiner ersten Reise nach Übersee wird er von den hektischen Eindrücken dieser mächtigen Stadt überrascht. Doch nach der ersten Nacht in einer ruhigen Bucht auf einer der vorgelagerten Inseln der Stadt und einem Morgenbad ist Sören fit für alles, was da kommen mag. So nehmen wir die Fähre nach Toronto und rasen mit dem Lift des CN-Towers in die Höhe. Auf 360 Metern verschaffen wir uns während 72 Mittagess-Minuten im Drehrestaurant einen atemberaubenden Überblick über die saubere, sichere und imposante Weltstadt.

      Bei der Überfahrt von Toronto nach Niagara-on-the-Lake erleben wir wunderschönes, leicht dunstiges Wetter. Wohin wir mitten im See auch schauen, wir sehen nur Wasser. Das gibt uns bereits das Gefühl auf hoher See zu sein. Zwischendurch erlauben wir uns eine Abkühlung im 23 Grad warmen Wasser, herrlich. Sören macht es den Jungen nach und springt am Bug vom Schiff, lässt sich von der Strömung treiben und fängt sich am Seil wieder auf, das am Heck von Samuri gespannt ist. Und das mit seinen 75 Jahren!

      Endlich stehen wir vor den weltberühmten Niagara-Fällen. Die Touristenattraktion „Maid of the Mist“ lassen wir uns nicht entgehen. Eingepackt in blaue Regenmäntel bringt uns ein Schiff sehr nahe an das tosende Wasser. Die Gischt lässt wacker regnen und zeigt uns in der Sonne in schönster Pracht den mystischen Regenbogen, von welchem die Geschichte der Niagarafälle erzählt.

      Nach einem entspannenden Regentag radeln wir bei Sonnenschein per Velo durch das blumenübersäte und farbenprächtigste Dörfchen Niagara-on-the-Lake und weiter durch verträumte Alleen und Feldwegen zu einigen Weingütern. Das ist natürlich ein absolutes „Muss“ für Melanie und Patrik, die beiden angehenden Hoteliers. Die Gegend hier ist bekannt für ihren Eiswein, den auch wir nach ein paar Degustationen von anderen Weinen zu unserem eindeutigen Favorit zählen. Aus Vernunftgründen sättigen wir uns danach in einem malerisch zwischen Weingüter gelegenen Restaurant, bevor wir uns mit den Velos auf den Heimweg machen.

      Die Rückfahrt über den See Richtung Toronto scheint vorerst ebenso gemütlich wie die Hinfahrt. Doch der Skipper schreit plötzlich „Mann über Bord“! Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten realisiert die Crew die Übungsaktion, es kommt Hektik auf und jeder verausgabt sich nach bestem Wissen. Der über Bord geworfene Schwimmring kann gerettet werden und die Nachbesprechung trägt ihren bleibenden Nutzen.

      Zurück in Toronto nehmen wir uns gerne Zeit, die Stadt auf einer Ost-West-Tour und anderntags auf einer Nord-Südtour besser kennen zu lernen. Natürlich ist die Shopping-Tour mit Melanie als absoluter Kanada Fan nicht zu vergessen!

      Die Zeit mit Melanie und Patrik vergeht so schnell. In Toronto sagen sie uns schon wieder adieu. Es bleiben uns zwei Tage, um das Schiff klar zu machen, Lebensmittel einzubunkern und dann meine Schwester Irène und ihren Sohn Dario als nächste Gäste aufzunehmen. Es ist wunderbar, so viel Familie geniessen zu dürfen.

      Sören hat sich inzwischen zum Ersatzsteuermann eingearbeitet und findet seine wahre Freude daran. Irène muss gezwungenermassen vom ersten Tag an einsatzfähig sein. Dario und ich fallen nämlich auf der welligen Rückfahrt über den Ontariosee Richtung Kingston wegen Übelkeit resp. kurzer Sommergrippe aus. Ein toller Ferienanfang für die beiden!

      Zum Glück wartet die Belohnung. Am dritten Tag segeln wir in das Gebiet der Thousand Islands. Das Wetter ist wunderschön, die unberührte Natur oder die mit kleinen Ferienhäuschen bebauten Inseln und das lockende Bad im warmen Wasser lassen die ersehnte Ferienstimmung endgültig aufkommen.

      Unser Weg führt uns weiter ins Upper Canada Village. Hier lassen wir uns eins zu eins in das Leben von 1860 zurückversetzen. Wir erleben die Dorfbewohner in ihrem Alltag und beobachten den Bäcker, Käser, Weber und Schreiner. Nach der Lektion im sehr disziplinierten Schulunterricht der 2. Klasse über die Glasherstellung sind wir sehr froh, ohne weitere Züchtigungen und sorgenfrei in unseren Alltag zurückkehren zu können.

      Ach, ist Reisen und Segeln schön!

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        New York-Kingston

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        Hier sind wir wieder. Dieser Blog erzählt dir von unserer Etappe New York - Kingston.

        Ein wenig müde von der hektischen Weltmetropole freuen wir uns auf etwas ruhigere Zeiten. Der Kühlschrank ist randvoll, damit wir die nächsten Tage ohne Landgang auskommen.
        Es ist erstaunlich, wie schnell wir wieder in der Ruhe und umgeben von der grünen Natur sind. Der Hudson River scheint sich durch die Wildnis zu schlängeln. Er kann aber zwischendurch auch gesäumt sein von den schönsten Villen mit parkähnlichen Gärten und altem Baumbestand. Mit dem Feldstecher versuche ich, etwas Privatssphäre der Bewohner zu erhaschen.

        Kaum sind wir in der ersten Bucht vor Anker, braucht unsere Samuri wieder diverse Pflege, wie zum Beispiel Dingi putzen und Segel flicken. Da die Abendtemperaturen noch nicht sehr sommerlich sind, schauen wir uns immer mal wieder einen DVD an in der warmen Stube.

        Nach drei Tagen schon erreichen wir Catskill, der kleine Ort am oberen Drittel des Hudson River. Hier ist praktisch jede Marina mit einem Kran ausgerüstet, um Masten zu legen oder wieder zu stellen. Bevor unsere Samuri an der Reihe ist, sehen wir bei einigen anderen Schiffen, wie das geht. Jeder Handgriff der Männer sitzt und der Humor untereinander ist vollkommen.

        James und sein Schwager Mike kommen extra von Whitby (Canada) angefahren, um uns beim Mastlegen zu helfen. Die Erfahrung von James ist deutlich zu sehen. Er gibt den Helfern klare Anweisungen und trotz des Regens beendet er seine Arbeit sehr professionell. Alleine hätten wir das nie geschafft!

        Unsere Reise geht für die nächsten Tage unter Motor weiter. Schon am ersten Tag passieren wir 7 Schleusen. Sie sind von 3 bis 13 Meter hoch. An den schmierigen Wänden hängen schlammige Trossen, an welchen wir uns, mit Gummihandschuhen ausgerüstet, halten und uns gegen den Strömungsdruck des ein- oder ausfliessenden Wassers wehren. Das gibt „Muckis“!

        Durch die vielen Schleusen steigen wir im Eriekanal täglich an, bis wir schlussendlich nach dem 20. Lock auf 128m über Meer sind.
        Vor oder nach den Schleusen gibt es jeweils sogenannte Freedocks. Da dürfen Kanalreisende anlegen und die Nacht verbringen, weil im schmalen Kanal Ankerverbot herrscht.

        Es gibt keine Strömung, hat wenig oder kein Wind. Der Kapitän nutzt diese optimalen Bedingungen aus und übt mit seiner Crew, sprich mit mir, An- und Ablegemanöver. Ich werde gefordert, kann aber schlussendlich die Ein- und Ausfahrt der Schleusen übernehmen.

        In Rome besichtigen wir ein altes Fort und bekommen von den vielen Angestellten eine ausführliche Einführung in die Geschichte der USA und ins Leben der damaligen Zeit der Bewohner des Forts. Die authentisch gekleideten Betreuer identifizieren sich unglaublich stark mit den Leuten der damaligen Zeit.

        Im Lake Oneida nehmen wir bei 23 Grad das erste Bad. Ich zum Vergnügen, Christian hingegen schruppt mit einem Metallhandschuh die Seepocken vom Unterwasserschiff weg. Eine strenge Arbeit, die sich aber sehr lohnt, weil Samuri dadurch bis zu einem Knoten an Fahrt gewinnen kann.

        Unsere Reise führt uns zu einem Heimwehplätzchen. Es liegt am Waldrand, es riecht nach Tannen und Moosboden, ein kleines Feuer brennt, wir liegen im Süsswasser und es hat Hügel um uns herum. Tönt das nicht ein bisschen nach Schweiz?
        Am anderen Morgen herrscht strahlender Sonnenschein. Wir erleben ein „tierisches“ Frühstück. Zuerst saugen wir mit dem Staubsauger hunderte kleiner Mücken ein, die sich im Cockpit über Nacht angesiedelt haben. Dann raschelt es immer wieder im Wasser. Erst der Feldstecher entlarvt den Biber am gegenüberliegenden Ufer. Er kriecht ans Land und putzt sich eine ganze Weile genüsslich den Kopf und seinen Fettbauch. Während wir ihm zuschauen, schlängelt eine Wasserschlange vorbei. Dann ein Motorschiff und die Idylle ist vorbei...

        Beim nächsten Übernachtungsplatz putze ich mit einem Wundermittel die teebraunen Rümpfe der Samuri. Schlussendlich erwarten wir bald die ersten Gäste, und so soll unser Zuhause doch in strahlendem Glanz erscheinen.

        Nachdem wir die letzten Schleusen des Oswegokanals passiert haben, kommen wir nach Oswego, unserer letzten Station in den USA. Die Kanalfahrt ist zu Ende. Hier klarieren wir aus und überqueren in einem Tag den Ontariosee. Mit gehisster gelber Flagge fahren wir in Kingston / Kanada ein. Sie ist das Zeichen, dass wir noch nicht angemeldet sind. Christian als Schiffskapitän darf als einziger das Schiff verlassen und muss sich und seine Crew auf der Behörde anmelden. Er hat auf dem Einklarierungsbüro einen so guten Eindruck hinterlassen, dass er freudenstrahlend zurück kommt und postwendend die gelbe Flagge einzieht. Glück gehabt, wir haben den Stempel im Pass ohne Schiffskontrolle.

        In Kingston erledigen wir die letzten Putzarbeiten an unserem Schiff und Samuri glänzt und strahlt. Mit ihrem gestellten Mast ist sie wieder ein echtes Segelschiff!
        Wir sind bereit und freuen uns sehr auf unsere ersten Mitsegler Melanie und Patrik.

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          Annapolis-New York

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          Um dir das Highlight dieses Berichtes nicht lange vor zu enthalten - The Big Apple - NY City!

          Doch lass dir erzählen, welche Freuden und Hürden wir vorher geniessen oder aushalten durften.

          Nachdem Christian viele Pendenzen seiner To-do-Liste in Annapolis als erledigt betrachten konnte, sagten wir adieu. Eigentlich fällt es uns nicht so schwer, denn die Blue Angels sind bereits im Anflug zu ihrem Übungstag für die kommende Show am Wochenende...

          Da ein guter Segelwind bläst, hissen wir wieder mal das Gross und treiben ohne Motorenlärm vorwärts. Leider stimmt die Windrichtung nicht optimal, so dass wir uns unserem Ziel nicht unbedingt dem Zeitplan entsprechend nähern. So entscheiden wir uns, für einen stärkeren Schub wieder die Hilfe der Motoren in Anspruch zu nehmen, wie leider schon so oft.

          Je mehr es nach Norden geht, um so enger wird die Chesapeak Bay. Unser Wasserweg ist gesäumt von einer verwilderten Natur. Nur die ab und zu über uns fliegenden Flugzeuge erinnern uns an eine mögliche Zivilisation in der Umgebung. So erfüllen die nächsten zwei Ankerplätze die märchenhafte Vorstellung von Traumbuchten. Die herrschende Windstille ist ideal, Flickarbeiten am Segel vorzunehmen, Christian poliert den Chromstahl, fixiert Haken im Badezimmer, streicht Teile des Windgenerators und nimmt den Backofen unter die Lupe. Erfolgreich! Die erste Sonntagszüpfe gelingt bestens!

          Die verträumten Creeks gehen langsam zu Ende. Der 14 Meilen lange C&D Channel verbindet die Chesapeak Bay mit der Delaware Bay. Dieser grosse Meeresarm liebt niemand, weil er viel unterschiedliche Strömung hat und praktisch keinen einigermassen guten Ankerplatz bietet. So beschliessen auch wir, diese grosse Bucht so schnell wie möglich zu durchfahren.

          Gegen 19 Uhr erreichen wir unser Ziel, Cape May. Doch kurz vor der Hafeneinfahrt spritzt unser Adrenalin in alle nur möglichen Adern unseres Körpers. Der linke Motor von Samuri will nicht mehr einkuppeln. Der Tiefenalarm ist nur am Piepsen, weil die Wassertiefe laufend abnimmt. Und es windet und die Einfahrt ist eng. Christian gibt sein Bestes! Er muss Samuri in eine Box steuern. Samuri wird vom Wind abgetrieben, Christian muss wenden, hat aber kaum Platz. Eine Drehung an Ort mit einem Motor. Ich renne wie von einer Wespe gestochen zum Bug, gebe das Ok-Zeichen, dann wieder zum Heck, stosse an einem anderen Schiff ab, wieder nach vorne.... Christian ist ein Könner!

          Anderntags in diesem Hafen werden wir von zwei Polizisten besucht, unsere erste Kontrolle. Da grosser Wäschetag ist, setzen sich die zwei Männer mitten in die feuchte Wäsche, sprich Unterwäsche und BH‘s. Zu gerne hätte ich ein Foto gemacht....

          Cape May ist der Ausgangsort für unseren ersten Segelschlag auf offenem Meer bis ungefähr 20 Meilen vor New York. Wir rechnen mit 24 Stunden. Wind und Wetter sind perfekt vorausgesagt. So gibt es keinen Moment zu zögern, trotz meiner Unsicherheit, und es geht los.

          Bei dieser Überfahrt hofft Christian wieder einmal auf sein Fischerglück. Etwa nach zwei Stunden schon biegt sich die Rute enorm. Das muss ein Riesending sein! Er kämpft. Doch beim Einziehen bricht das Getriebe der (billigen) Ankerrolle und verheddert den Silk..... und er reisst! So ein Mist! Wir wären auch mit einem kleineren Angelgut zufrieden. Kaum gesagt, beisst wieder einer an. Auch dieser kämpft und kann sich losreissen. Ob wir das wohl eher Fischglück nennen wollen?

          Kaum planmässig in Sandy Hook geankert, prasselt ein Gewitter los. Schön, Samuri wird so richtig mit Süsswasser gewaschen.

          Der grosse Tag erwacht strahlend! Stolz fährt Samuri auf dem Hudson River Richtung New York. Wider Erwarten hat es praktisch keinen Grossschiffverkehr und es ist einfach nur zum Staunen. Wir tuckern 200m entfernt an der Freiheitsstatue vorbei, die Skyline der sieben Millionenstadt vor Augen. Es geht sicher zwei Stunden, bis wir in der 79th Street Yacht Marina festbinden.

          Die kommenden 4 Tage versuchen wir, diese unglaubliche Stadt zu beschnuppern. Wir verschaffen uns vom 102. Stock des Empire State Building einen Überblick über die Grösse, lassen uns auf dem hektischen und Menschen überfüllten Broadway von den riesigen Leuchtreklamen berieseln, erholen uns im saftig grünen Central Park bei einer Velotour, bilden uns im Natural Museum of History and Space weiter, durchstöbern Chinatown und Little Italy oder überqueren den East River auf der Brooklyn Bridge. Es verstreichen eindrückliche aber auch ermüdende Tage.

          Gerne wären wir noch länger geblieben. So sind wir glücklich, dass wir im Oktober wieder kommen.

          Auch wir werden wiederkommen, mit dem nächsten Blog, tschüss!

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